Wesel Jetzt kommt der erste Brückenpfeiler weg

Wesel · Vorbereitende Arbeiten gab es genug, aber sichtbar ging der Abriss der letzten Reste der alten Rheinbrücke erst gestern richtig los. Der rechtsrheinische Pfeiler wird mit einer Spundwand umschlossen, um ihn dann abbrechen zu können.

 Ein Seilbagger von Hülskens steht auf einem Ponton bereit. Mit ihm werden 23 Meter lange Bohlen für die Spundwand in den Rheinboden gerammt. So entsteht rund um den alten Pfeiler ein Kasten für trockenes Arbeiten.

Ein Seilbagger von Hülskens steht auf einem Ponton bereit. Mit ihm werden 23 Meter lange Bohlen für die Spundwand in den Rheinboden gerammt. So entsteht rund um den alten Pfeiler ein Kasten für trockenes Arbeiten.

Foto: Ekkehart Malz

Zwei gelbe Schwimmkörper mit roten und rot-weißen Warntafeln ober- und unterhalb der Rheinbrücke zeigen es an: Zwischen dem rechtsrheinischen Pfeiler der alten Rheinbrücke und dem Weseler Ufer darf jetzt kein Schiff mehr fahren. Der Abschnitt ist wegen der Baustelle zum Abriss des alte Pfeilers gesperrt. Ingenieur Franz-Josef Scheuer (Landesbetrieb Straßen) und Bauleiter Gunter Teichert (Jaeger Umwelt und Verkehr, Bernburg) sind froh, dass es endlich losgeht. Mehrfach waren bekanntlich die Arbeiten verschoben worden. Teils wegen zu wenig oder zu viel Wasser im Rhein. Aber aktuell geht es, wie Pendler bei der Fahrt über die neue Brücke deutlich sehen können. Das blaue Gestänge eines Hülskens-Seilbaggers ragt übers Geländer.

Der Bagger steht auf einem Arbeitsponton am alten Pfeiler. Mit ihm werden 23 Meter lange Bohlen für eine Spundwand in den Rheinboden gerammt. "Auseinandergerollt" wäre diese Wand 110 Meter lang. Sie wird aber einen Kasten mit Maßen von etwa 40 mal 20 Meter rund um den Pfeiler bilden. Der kann dann leergepumpt werden, damit die Abbruchmannschaft bis zur Sohle trocken arbeiten kann.

Abgesehen von den kuriosen Pegelständen der Saison 2014 - noch immer ist für August vergleichsweise viel Wasser im Rhein - waren allerlei Details für Verzögerungen bei den Vorarbeiten verantwortlich. Wie Scheuer berichtet, wurde in Archiven lange geforscht, wie der Unterbau des Pfeilers wohl aussieht. Da es um stahlverstärkten Beton geht, scheidet schlichtes Zerbröckeln aus. Denn wenn zusammengestauchtes Metall in der Tiefe zu trennen wäre, müsste dies ein Taucher tun - unter lebensgefährlichen Bedingungen. Also fiel die Entscheidung für Trockenabbau im Spundwandkasten. Damit der überhaupt jetzt gebaut werden kann, sind im Frühjahr nach Erkundungsbohrungen gut 6000 Tonnen Schutt von der kriegszerstörten Rheinbabenbrücke aus dem Strom geholt worden.

Für die Spundwand liegen nun 96 Bohlen (Gesamtgewicht 500 Tonnen) auf einem Schubleichter am Ponton bereit. Es sind Spezialanfertigungen mit Dichtungen und Spülrohren. Durch diese wird beim Rammen Wasser unter Druck nach unten gejagt, um den harten Boden aufzulockern.

Wenn der Kasten steht, kann darin nur bis 4,29 Meter am Weseler Pegel gearbeitet werden. Bei höheren Wasserständen läuft er voll. Das dies ein paar mal im Jahr passiert, ist Ingenieur Scheuer klar. Bauleiter Teichert will noch in diesem Jahr den Koloss bis zur Wasserlinie abtragen. Eine Winterpause ist nicht vorgesehen. Damit die Arbeiter vor allem im später leergepumpten Kasten sicher sind, wird dieser von noch zu bauenden Stahldalben geschützt. Die bilden dann eine überdimensionale Stoßstange. Die hält Wolfgang Christ vom Wasser- und Schifffahrtsamt auch für dringend nötig. Unter andrem bei Nebel sind Beinahe-Havarien keine Seltenheit.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort