Stadtgeburtstag in Wesel Journalistenpreis zum Auftakt des 777-Jahres

Wesel · Die Verleihung des Konrad-Duden-Journalistenpreises war ein gelungener Auftakt für ein besonderes Weseler Jahr. Die Stadt wird 777 Jahre alt. Ein langjähriger Weseler belegte den zweiten Platz, der Erstplatzierte machte es wie Bob Dylan.

 Sigrid Baum (Vorsitzende Presseclub Niederrhein), Preisträger Björn Stephan (3. Platz), Preisträger Philipp Elsbrock (2. Platz) und Ulrike Westkamp (Bürgermeisterin Wesel).

Sigrid Baum (Vorsitzende Presseclub Niederrhein), Preisträger Björn Stephan (3. Platz), Preisträger Philipp Elsbrock (2. Platz) und Ulrike Westkamp (Bürgermeisterin Wesel).

Foto: Wesel Marketing

Mit einem renommierten Preis ausgezeichnet werden und dann nicht zur Ehrung erscheinen: Das kann nicht nur Bob Dylan. Der junge Journalist Claas Relotius ist zwar Gewinner des Weseler Konrad-Duden-Journalistenpreises, aber weil er aktuell für den Spiegel in den USA zu Recherchen unterwegs ist, musste er der Veranstaltung, die im Scala Kulturspielhaus stattfand, fernbleiben. Der 32-Jährige arbeitet als freier Journalist und Autor mit dem Schwerpunkt Auslands- und Reportage-Journalismus und er hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, unter anderem auch den Reemtsma Liberty Award 2017 für den Artikel "Nummer 440", den er nun auch für den Konrad-Duden-Journalistenpreis eingereicht hatte.

In dem im April 2016 im Spiegel erschienenen Artikel geht es um einen jungen Jemeniten, der 14 Jahre lang unschuldig in Guantanamo auf Kuba gefangen gehalten wird und der sich nach jahrelanger Folter plötzlich vor der Freiheit fürchtete. Diese bewegende Reportage setzte sich gegen alle weiteren 50 Bewerber durch.

Die Preisverleihung war Auftaktveranstaltung zum 777. Geburtstag von Wesel. Und ein Weseler war auch unter den Preisträgern: 15 Jahre ist es her, da verdiente sich Philipp Elsbrock seine ersten journalistischen Sporen - in Wesel als freier Mitarbeiter der Rheinischen Post. Am Samstagabend kehrte der gebürtige Duisburger, der im Alter von drei Jahren nach Wesel gekommen war und am Andreas-Vesalius-Gymnasium sein Abitur gemacht hatte, in die Hansestadt zurück. Elsbrock belegte bei der vierten Verleihung des Konrad-Duden-Journalistenpreises den zweiten Platz."Es ist schön, wieder hier zu sein. Dass es gleich bei meiner ersten Bewerbung für den zweiten Platz gereicht hat, ist bei dieser Konkurrenz schon toll", sagte der 34-Jährige, der mittlerweile als Redakteur für das internationale Gourmet-Magazin "Der Feinschmecker" arbeitet und in Hamburg lebt. In der Tat war die Schar der Anwärter auf den trotz seines jungen Alters schon sehr renommierten Preis nicht nur groß, sondern die eingereichten Beiträge waren auch von hoher Qualität.

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp sprach in ihrer Begrüßungsrede nicht umsonst von "begeisternden, beeindruckenden und berührenden Texten". Philipp Elsbrock reichte seinen Text "Der Rebenflüsterer" ein, in dem das traditionsreiche Familien-Weingut des Winzers Peter Jakob Kühn porträtiert wird. Platz drei ging an Björn Stephan, der sich auf ein ganz besonderes Experiment eingelassen hatte. Der 33-Jährige heuerte für seine Reportage unter falschen Angaben bei der Bundeswehr an. Sein Artikel "Bundeswehr undercover" erschien im April 2016 im Stern. Bis zum Auftritt der Preisträger durften sich die rund 150 Besucher im Scala bestens unterhalten fühlen.

Durchs Programm führte Sebastian23, einer der erfolgreichsten Poetry Slammer in Deutschland, der dies nicht nur sehr launig tat, sondern auch mit eigenen Texten glänzte. Hauptredner des Abends war Andreas Müller, Geschäftsführer des Medienhauses Aachen. Er sprach über die neuen Herausforderungen an Journalisten und würdigte die Beiträge der Preisträger als "Arbeiten, die Mut machen für die Zukunft". Sigrid Baum, Vorsitzende des Presseclubs Niederrhein und gleichzeitig auch Vorsitzende der elfköpfigen Jury, der unter anderem auch RP-Chefredakteur Michael Bröcker angehört, sagte: "Nachwuchs-Journalisten eine Plattform geben, das ist der Sinn des Konrad-Duden-Journalistenpreises." Baum kündigte bereits an, dass der Preis auch im Jahr 2020 wieder verliehen wird.

Für die musikalische Unterhaltung an diesem von Wesel Marketing organisierten Abend sorgte die Weseler Band "Meine Zeit". Und auch das gelang zum Auftakt des 777. Stadtgeburtstag hervorragend.

(RP)
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