Schermbeck Junge Syrer berichten über ihre Flucht nach Deutschland

Schermbeck · Schermbecker Gesamtschüler nahmen gestern an interessanten Workshops des Projekts "Life Back Home" teil.

 Eine kleine Schülergruppe, die von Janusz Hamerski (l.) unterstützt wurde, befragte Schüler nach ihren Eindrücken von dem Projekt "Life Back Home".

Eine kleine Schülergruppe, die von Janusz Hamerski (l.) unterstützt wurde, befragte Schüler nach ihren Eindrücken von dem Projekt "Life Back Home".

Foto: hs

Was bedeutet es, aus einem Land zu fliehen, in dem Krieg, Hunger und Unsicherheit den Alltag bestimmen? Wie fühlt es sich an, in einer Gesellschaft anzukommen, in der es andere Wertvorstellungen und Lebensbedingungen gibt? Wie geht man damit um, wenn man in Deutschland angekommen ist, der Krieg zu Hause jedoch weitergeht?

Antworten auf diese und ähnliche Fragen erhielten gestern in der Gesamtschule Schermbeck die Schüler der Einführungsphase (EF) und einige Zehntklässler, die die Austauschschüler aus dem polnischen Lublin begleiteten, von acht syrischen Flüchtlingen. Sie alle arbeiten an dem Projekt "Life Back Home" mit, das entwicklungspolitische und antirassistische Bildungsarbeit in Schulen mit den Themen Flucht und Migration verbindet. Gefördert durch "The Global Experience", eine gemeinnützige Organisation und ein internationales Jugendmediennetzwerk mit Sitz in Münster und Berlin, bildet "Life Back Home" junge Flüchtlinge zu Bildungsreferenten aus, die anschließend Schulen in Deutschland besuchen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Schulleiter Norbert Hohmann und der Vorstellung des Projektes durch die Organisatorin und EF-Beratungslehrerin Rita Kersting, übernahmen jeweils zwei Flüchtlinge in verschiedenen Klassen zeitgleich die Berichte über ihr Leben.

Unsere Redaktion begleitete die 22-jährige Marah zu ihrem Vortragsraum. Die junge Frau lebte früher in Damaskus, der ältesten Hauptstadt der Welt. "Syrien vor dem Krieg war für viele Leute eine Geschichte von Glück, Verständnis und Liebe", sagte Marah. Sie erlebte dann mit, wie ihre Mutter als Journalistin durch die im Lande gewachsene Meinungsunfreiheit so unter Druck geriet, dass sie den Beruf aufgab und ein Geschäft eröffnete. Atemlose Stille herrschte unter den Zuhörern, als Marah von den kriegsbedingten Veränderungen ihrer Stadt berichtete, die Ereignisse des 6. August 2013 schilderte, als ihre beste Freundin Raghad von einer Autobombe tödlich getroffen wurde. Mit 19 Jahren machte sie sich auf den Weg von Syrien über den Libanon, die Türkei und Griechenland, über Ungarn und Österreich nach Deutschland. "Das war wie ein Traum", beschrieb Marah den Moment ihrer Ankunft in Deutschland. Nach Aufenthalten in Dortmund, Köln und Aachen kam sie nach Ostbevern (Kreis Warendorf/Münsterland).

"Ich fand es interessant, mal einen anderen Eindruck vom Leben der Flüchtlinge zu bekommen, als er durch die Medien vermittelt wird", fasste die 17-jährige Pia Schwalenberg die Schilderung aus der Sicht betroffener Flüchtlinge zusammen. Sie und ihre Mitschüler nahmen gestern übrigens auch an insgesamt vier Workshops rund um das Themengebiet Krieg und Flucht teil.

(hes)
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