Wesel Kanuheim: Lippeverband für alles offen

Wesel · Die CDU fände es toll, wenn aus dem Otto-Vorberg-Haus ein schmuckes Jugendgästehaus würde. Der Lippeverband, der dort ein Infozentrum plant, zeigt sich gesprächsbereit. Fraglich ist, ob das Deutsche Jugendherbergswerk Interesse hat.

 Das Otto-Vorberg-Haus liegt idyllisch am alten Lippehafen auf dem Fusternberg.

Das Otto-Vorberg-Haus liegt idyllisch am alten Lippehafen auf dem Fusternberg.

Foto: Klaus Nikolei

Die CDU, so hatte es Fraktionsvize Sebastian Hense nach dem Rundgang durch das in die Jahre gekommene Otto-Vorberg-Haus am alten Lippehafen kürzlich angekündigt, will sich in Kürze mit dem Lippeverband in Essen in Verbindung setzen (RP berichtete). Denn dort möchte man den Verantwortlichen den Vorschlag unterbreiten, aus dem Kanuheim womöglich ein schmuckes Jugendgästehaus zu machen. Denn Bedarf nach günstigen Übernachtungsmöglichkeiten für Radtouristen, Schulklassen und Sportvereine gibt es ganz offensichtlich. Stellt sich die Frage, ob die Idee der CDU reines Wunschdenken ist, oder unter Umständen tatsächlich realisiert werden könnte.

Unsere Redaktion fragte gestern nach beim Lippeverband, der bekanntlich das Otto-Vorberg-Haus unweit des alten Wasserwerks vom Kanuverband NRW im nächsten Jahr übernehmen soll. "Die Sache ist nicht ganz so einfach", erklärte Verbands-Sprecher Michael Steinbach. Womit er durchaus recht hat. Obwohl mit dem Kanuverband intensive Gespräche geführt werden, gibt es noch keine Verträge, kein Konzept, nichts ist in trockenen Tüchern. "Es wird allerdings darüber nachgedacht, aus dem Otto-Vorberg-Haus ein Info- und Naturschutzzentrum zu machen, das ursprünglich im Raum Lippstadt entstehen sollte und dort nun doch nicht kommt", so Steinbach. "Eine Wasserwirtschaftliche und touristische Nutzung ist schon naheliegend." Weil das Grundstück und die Lippe dem Land Nordrhein-Westfalen gehören, ist der Lippeverband als Sachwalter nicht nur auf Fördergelder aus Düsseldorf angewiesen, sondern wird auch sämtliche Pläne mit dem Land abstimmen müssen. "Um es klar zu sagen: Wir als Verband schließen nichts aus, sind für ergebnissoffene Gespräche zu haben. Letztlich muss aber alles mit dem Landesministerium verhandelt, entwickelt und abgestimmt werden", so Steinbach.

Einmal angenommen, Land und Lippeverband wären den Jugendgästehaus-Plänen gegenüber aufgeschlossen, wer könnte dann den Übernachtungsbetrieb übernehmen? Vielleicht das Deutsche Jugendherbergswerk? "Es gibt viele Kommunen, die gerne eine Jugendherberge hätten", sagt Annette Rath, Projektmanagerin beim Landesverband Rheinland des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH). Jugendgästehaus, so erklärt sie, sei nur ein anderes Wort für Jugendherberge - "ein Kunstbegriff". Nicht selten würden dem DJH in die Jahre gekommene Häuser angeboten. Zu dieser Kategorie gehört das Otto-Vorberg-Haus zweifelsohne.

Mehrere Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit das Herbergswerk einen Standort unter die Lupe nimmt. "Eine Jugendherberge darf nicht zu klein sein, sonst rechnet sich das nicht", sagt Annette Rath. "Unsere kleinsten Häuser haben 90 Betten. Neubauten müssen zwischen 130 und 150 Betten haben." Im Otto-Vorberg-Haus gibt es aktuell zehn Zimmer mit 26 Betten, Toiletten und Duschen auf dem Gang. Doch das alles soll nicht bedeuten, dass man in Wesel das Thema getrost zu den Akten legen muss. Es zeigt nur, dass es die CDU nicht leicht haben wird, den Traum vom schmucken Jugendgästehaus an der Lippe zu verwirklichen.

(RP)
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