Hamminkeln Karneval kalauert über den Kirchenbau

Hamminkeln · Rosenmontagszug in Dingden fährt auf Wachstumskurs. Doch am Straßenrand taten sich gestern Lücken auf.

K wie kalt, K wie Kamelle, K wie Karneval — die K-Reihe für den Rosenmontagszug in Dingden ließe sich problemlos noch ein gutes Stückchen verlängern. So hatte der junge Zug-Chef Michael Baur (22) gestern Morgen vorm Start seines zweiten närrischen Lindwurms unter seiner Regie ein komisches Grummeln im Bauch. "Ich bin total nervös. Aber das gehört wohl dazu", sagte er in der Startzone in Höhe des Freibades. Doch alles war gut.

Der Zuch steuerte auf Wachstumskurs, erreichte nach offiziellen Angaben mit 38 Motivwagen und Fußgruppen, Polizei und DRK inklusive, eine stattliche Länge von 999 Metern. Nur am Wegesrand sorgte die empfindlich kühle Brise im Vergleich zu den Vorjahren für auffällige Lücken. Die vom KCD erwartete Marke von 5432 Zuschauern wurde nicht ganz erreicht.

Die Aktivisten machten gehörig Dampf. Dafür sorgte das K wie "Klimadorf Lankern" mit ihrer der K wie "Kuh auf dem Donnerbalken". Die Doppelkopp-Runde, die seit der Steinzeit Karten spielt, hatte ihren Fred-Feuerstein-Boliden, der beim Bergrennen in die Pole-Position gerast war, um eine grüne Rakete verlängert. In Zeiten der Energiewende wurde das Triebwerk mit "Biogas, das ist doch was" befeuert. Damit wollten sich die Lankerner an die Spitze er Bewegung setzen.

Doch die K wie Konkurrenz war groß. Die sieggewohnten "Humpenpumpen" hatten wieder einen Wagen auf technisch höchstem Niveau gebaut. Das Gefährt nahm die anstehende K wie Kirchenrenovierung von St. Pankratius vorweg. Der Kirchturm konnte, wenn was vom Himmel kam, von 5,40 auf 3,80 Meter gesenkt werden. Filigran war die Umbau-Idee im Kirchenschiff nachempfunden. Die Bänke drehten sich, machten computergesteuert den Weg frei für den Altar, der ins Zentrum des Kirchenvolkes fuhr. Technik die begeistert. "Damit der Bischof besser prahlt, wird die Kollekte jetzt mit Karte bezahlt." Der Gruß ging gen Limburg.

Auch die Kirchengemeinde Maria Frieden machte bei ihrer Zug-Premiere die Kirchenrenovierung zum Thema. "Sonntags bleibt Ihr eh zu Haus, drum schmeißen wir die Bänke raus." Die Friedlichen verteilten Sitzplatzkarten für Kirchenbesucher in unterschiedlichen Farben — je nach Block: "Bei Bedarf werden die Stehplätze in der Westkurve erweitert." Der Freundeskreis von Prinz Andreas II. und Sonja I. hatte nach dem Motto "mitgehangen, mitgefangen" einen K wie Knast gebaut. Die Mitgefangenen türmten im Sträflingsgewand auf die Straße. Die Nachbarschaft vom Veilchen- und Dahlienweg gratulierte dem prominenten K wie Karrierepaar mit einem Flower-Power-Wagen.

Für solch harmonische Optik hatten "Saw's Weiber" nichts übrig. Die furchtlosen Mädels in schwarzen Anzügen mit leichenblassen Horrormasken strampelten sich ab auf dem Vielfach-Fahrrad. Die Jungschützen gaben mit Filzhut die Eskorte für Brünens Allein-Prinzessin Vreni I., die aus Bayern kommt — dem Oktoberfest entgegen. Nur das Bier warf Fragen auf. Was macht "Paderborner" bei den Bayern?

Ihre eigene Flasche hatte der HVV zum Fest bei den Nachbarn mitgebracht: "Wir lassen die Korken knallen." Wagenbauer Bernd Stange gab zu, dass die große Champagner-Flasche zum 40. HVV-Geburtstag eher einer K wie Korn-Pulle ähnelt. Macht nix. "Der TÜV war begeistert." Der Wagen, der rollt.

(RP)
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