Schermbeck Kinder lernen, Übergriffe abzuwehren

Schermbeck · Die Schermbecker Grundschulen beteiligten sich an dem Projekt "Mein Körper gehört mir". Die Schüler lernen dabei, wie sie sexuelle Belästigung erkennen können und sich vor ihr und vor gewalttätigen Übergriffen schützen können.

 Am Ende der zweiten Stunde des Projektes sangen Hady Pomorin und Elke Bock mit den Schülern das Lied "Mein Körper gehört mir."

Am Ende der zweiten Stunde des Projektes sangen Hady Pomorin und Elke Bock mit den Schülern das Lied "Mein Körper gehört mir."

Foto: Scheffler

Zu den mehr als zwei Millionen Kindern, die an dem Projekt "Mein Körper gehört mir" der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück in den vergangenen 20 Jahren teilgenommen haben, gehören nun auch die Dritt- und Viertklässler der Gemeinschaftsgrundschule und der Maximilian-Kolbe-Schule.

Im Rahmen eines Informationsabends stellten Hady Pomorin und Eva Bock den Eltern und Lehrern ihr Projekt gegen sexuelle Gewalt vor, damit die Arbeit mit den Kindern von ihnen begleitet und vertieft werden kann. "Betroffen von sexueller Gewalt sind Kinder aller sozialen Schichten und aller Altersklassen, auch Kleinkinder und Säuglinge", berichtete Eva Bock. Hady Pomorin fügte hinzu: "Sexuelle Gewalt findet vor allem in der Familie und im Bekanntenkreis statt, aber auch im außerfamiliären Umfeld. Abgesehen von den Fällen des Exhibitionismus und seltenen spektakulären Gewalttaten sind die Kinder überwiegend mit den Tätern bekannt und sogar verwandt."

Im wöchentlichen Abstand finden die drei Sitzungen des Projektes statt. In der ersten Woche ging es in interaktiven Szenen darum, dass die Kinder solche Momente schilderten, in denen sie ein Ja-Gefühl oder ein Nein-Gefühl empfanden. "Wenn Mama mich in den Arm nimmt", "wenn Papa mit mir Fußball spielt" und "wenn ich vom Lehrer gelobt werde" waren einige der Antworten, mit denen die Kinder ihre Ja-Gefühle umschrieben. "Wenn Mama mit der Bürste zu heftig an meinen Haaren reißt" und "wenn mir jemand den Weg versperrt" standen für Momente, in denen die Kinder ein Nein-Gefühl entwickelten.

Am vergangenen Freitag wurde nach einer kurzen Wiederholung der Inhalte aus der ersten Begegnung von Hady Pomorin und Eva Bock in mehreren Szenen gezeigt, wie Nein-Gefühle entstehen. Im anschließenden Gespräch suchten die Kinder nach Lösungen, wie man das Gefühl loswerden kann. "Wegrennen und Hilfe holen!", empfahlen die Kinder jenem Mädchen, dem sich ein Mann in schamverletzender Weise unweit des Schulhofs zeigte. "Immer erst mit den Eltern sprechen und niemals zu einem ersten Treffen allein gehen", boten die Kinder jenem Mädchen als Maßnahme an, das nach einem Internet-Chat mit einem vermeintlich gleichaltrigen Jungen beim Treffen einem erwachsenen Mann gegenüberstand.

Am Ende mehrerer Szenen stand fest, dass man stets drei Fragen klären sollte: Habe ich ein Ja-Gefühl? Weiß jemand, wo ich bin? Bekomme ich Hilfe? Wenn man auch nur auf eine einzige Frage mit "Nein" antworten muss, dann sollte man sich entfernen und sich an eine vertraute Person wenden. Auch die zweite Stunde endete mit dem bereits bekannten Lied "Mein Körper gehört mir." Am nächsten Freitag geht es nicht um Fremdtäter, sondern um Beispiele für sexuelle Übergriffe im Umfeld der Kinder. Zum Schluss bekommen sie eine kleine Karte mit der Nummer des Kindernotrufes, damit sie sich in oder nach kritischen Situationen mit ihren Sorgen und Ängsten guten Rat einholen können.

"Kinder, die wissen, wie sie sich in unsicheren Situationen verhalten können, gehen gestärkt durchs Leben", ist Elke Bock überzeugt. Sie und Hady Pomorin waren nach jeder Stunde froh, wenn sie miterlebt hatten, wie couragiert die Jungen und Mädchen an der Lösung von Problemsituationen mitgewirkt hatten.

Das Projekt "Mein Körper gehört mir" wird im Zwei-Jahres-Abstand an beiden Schermbecker Grundschulen angeboten, damit jedes Grundschulkind in der dritten oder vierten Klasse in professionell gestalteten Szenenfolgen miterleben kann, was man tun kann, wenn jemand die gewünschten Grenzen zum eigenen Körper überschreitet.

(RP)
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