Sebastian Pufpaff "Kommen, staunen, Rees erleben!"

Wesel · "Auf Anfang" heißt es am Samstag, 10. Juni, wenn Sebastian Pufpaff ab 20 Uhr im Bürgerhaus Rees auf der Bühne steht. Der Gastgeber der 3sat-Sendung "Pufpaffs Happy Hour" präsentiert einen Mix aus Kabarett und Anarchie, Poetry Slam und Musik.

Sebastian Pufpaff: "Kommen, staunen, Rees erleben!"
Foto: Manuel Berninger

Im Dezember 2015 sind Sie schon einmal in Rees aufgetreten. Jetzt kommen Sie wieder, weil...

Pufpaff ...gutes Geld und eine warme Mahlzeit.

Das Kulturbüro Niederrhein schreibt in seiner Pressemitteilung, Sie seien der "George Clooney unter den Kabarettisten". Wir dachten immer, das sei Dieter Nuhr?

Pufpaff Der "George Clooney" zu sein ist ein Wanderpokal. Wenn Aussehen, Anzug und Co. passen, dann bekommt man diesen Titel verliehen. In spätestens zehn Jahren bin ich dann der Sky du Mont des Kabaretts und irgendwann hoffentlich der Johannes Heesters der Kleinkunst.

Ihr aktuelles Programm heißt "Auf Anfang". Das Vorgängerprogramm hieß "Warum?" - Geht es nicht ein bisschen konkreter?

Pufpaff Das Programm hieß "Warum!", mit Ausrufezeichen. Das ist wichtig. Wir leben im Zeitalter des digitalen Vorkauens. Wir buchen Ferien, die andere mit gut bewertet haben, besuchen die Restaurants, die unter den Top 10 im Netz stehen und verlernen das Entdeckertum. Wenn Sie wissen wollen, wovon mein Programm handelt, kommen Sie vorbei! Seien Sie Abenteurer! Und wenn Sie nicht lachen, erstatte ich Ihnen das Geld zurück.

Die Landtagswahl in NRW liegt erst zwei Wochen zurück. Was erhoffen Sie sich aus kabarettistischer Sicht von einer Schwarz-Gelben Koalition in Düsseldorf?

Pufpaff Es herrscht ohnehin kabarettistische Goldgräberstimmung. In einer Welt aus Trump, VW und negierten Umweltdesastern komme ich eher in die Bedrängnis des Selektierers. Ich fühle mich wie am All-You-Can-Eat-Buffet, das mir alles bietet, aber ich bin eigentlich satt. Mir ist der Fokus auf den Wähler und die Gesellschaft wichtig. Ich bin nicht der Beichtvater für den kabarettistischen Ablasshandel, ich bin eher der Belzebub, der versucht vor Augen zu führen, was passiert und noch passieren kann.

Ihre 2008 verfasste Magisterarbeit heißt: "Der moderne Politiker - Inszenierung in der Demokratie". Wie haben sich Hannelore Kraft und Armin Laschet im Wahlkampf inszeniert?

Pufpaff Laschet war der konservative Werteerhalter, der ein stiller Zuarbeiter für die Machtpolitikerin Merkel ist, frei nach dem Motto: "Sehet bundesweit, denn es ist gut, alles Schlechte ist SPD." Dagegen versuchte Frau Kraft, den Schröderschen Realo zu mimen, schaffte es aber nicht, Themen wie Bildung, G8 oder G9 und Strukturwandel glaubhaft für sich zu verbuchen. Ihr wurde manchmal die etwas zu darstellerische Ruhe zum Verhängnis, die schnell in empfundene Arroganz umschlagen kann. Ein gutes Beispiel dafür ist ja auch Sigmar Gabriel.

Der Niederrhein ist stolz auf seinen kabarettistischen Schutzpatron Hanns Dieter Hüsch. Inwieweit hat er Sie geprägt?

Pufpaff Der Meister des Satzes, ein Wortvirtuose, die Stradivari des Kabaretts, sicher ein Guter und für seine Zeit einer der Besten. Neben Hüsch, Hildebrandt, Pispers und Schramm haben mich aber vor allem die amerikanischen Entertainer geprägt, die aus einem vermeintlichen Small-Talk mit gezielten Seitenhieben, aber stets charmant den täglichen Wahnsinn karikierten.

Sie wohnen in Bonn. Warum nicht in der "richtigen" Hauptstadt Berlin? Und warum eigentlich nicht in Rees?

Pufpaff Bonn ist die kleinste Großstadt Deutschlands, das größte Dorf der Republik. Auf kleinstem Raum haben Sie so viel Input, wie sonst nirgendwo. Ich habe das große Glück, fast alle größeren und kleineren Städte kennenzulernen und sehe mich als Reisender mit Mittelpunkt in Bonn. Aber vielleicht, wenn ich irgendwann mal gut genug bin, ja dann, dann ziehen wir nach Rees.

Wenn die Stadt Rees ein Produkt wäre: Wie hätten Sie sie in Ihrer Zeit als Produktmoderator im RTL-Shop angepriesen?

Pufpaff Klar kann man die Welt bereisen, an entlegenste Orte der Erde tingeln, den ewigen Blick über den Tellerrand wagen. Noch wichtiger ist es, einen Hort, ein Zentrum, einen Ausgangspunkt zu haben. Rees, die Mitte des Tellers ohne Rand. Kommen, staunen, Rees erleben!

DIE FRAGEN STELLTE MICHAEL SCHOLTEN.

(RP)
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