Hamminkeln "Landauer"-Filmpremiere in Dingden ein voller Erfolg

Hamminkeln · Gut 600 Zuschauer bei Streifen über jüdischen FC Bayern-Präsidenten Kurt Landauer - Videotelefonat mit Humberg-Tochter in Kanada

 Gut besucht war die Kinopremiere am Humberghaus, zu der es ein Rahmenprogramm mit Musik, jüdischem Essen und Führungen gab.

Gut besucht war die Kinopremiere am Humberghaus, zu der es ein Rahmenprogramm mit Musik, jüdischem Essen und Führungen gab.

Foto: Jürgen Bosmann

Der Platz hinter dem Humberghaus in Dingden hatte sich in ein Freilichtkino verwandelt. Knapp 600 Gäste sahen den Film "Landauer" über den ehemaligen Bayernpräsidenten Kurt Landauer. Die Premiere der Reihe FilmSchauPlatz war ein voller Erfolg. Der gefürchtete Regen blieb aus und ein Rahmenprogramm mit jüdischem Essen und Führungen im Humberghaus sorgte für die Einstimmung auf die Filmpremiere. Das Niederrheinische Küchenorchester spielte Klezmer-Musik.

"Landauer" war nicht nur wegen der sportlichen Thematik eine willkommene Abwechslung am spielfreien Abend der Fußball-WM. Der Streifen erzählt die Geschichte des Juden Kurt Landauer, der von Nazis verfolgt und im KZ inhaftiert wurde. 1947 kehrte er aus dem Exil in seine Heimat zurück und avancierte erneut zu einem der wichtigsten Männer des FC Bayern.

Das Humberghaus in Dingden steht stellvertretend für das Leben und Schicksal einer jüdischen Familie in Deutschland. Für Anna Fantl, Projektleiterin bei FilmSchauPlatz, war der Gedenkort daher der ideale Platz für die Filmpremiere. "So eine tolle Vorbereitung erlebt man selten. Dahinter steckt ein riesiger organisatorischer Kraftakt", lobte Fantl das Engagement des Dingdener Heimatvereins. Fantl stammt aus Bocholt und stellte über persönliche Verbindungen den Kontakt her. "Dass es uns gelungen ist, so eine Veranstaltung nach Dingden zu holen, ist etwas ganz Besonderes", sagte Karl-Heinz Nelskamp, Geschäftsführer des Heimatvereins. "Es sind nicht nur Dingdener hier, sondern auch sehr viele Leute von auswärts", freute sich der Vorsitzende Heinrich Hoffmann.

Nach dem Kurzfilm "Die Bergfrau" von Kerstin Neuwirth, gab es eine Überraschung. Ruth Muscovitch, Tochter des Dingdener Juden Ernst Humberg, wurde per Skype-Übertragung aus Kanada auf der Kinoleinwand eingeblendet. "Antijüdisches Gedankengut in Deutschland war auch nach Kriegsende nicht beseitigt", sagte Muscovitch. Dies zeige der Film sehr eindrücklich. "Wir können nur weiterwachsen, wenn wir Geschichte begreifen und uns Fragen stellen", sagte Bürgermeister Holger Schlierf. Auf die Filmpremiere könne Dingden stolz sein.

Neben Produktionsleiter Daniel Mann und Drehbuchautor Dirk Kämper nahmen auch viele Komparsen, die im Film mitgewirkt haben, an der Premiere teil. Große Teile des in München spielenden Films wurden im Ruhrgebiet gedreht. Die Stadionaufnahmen entstanden auf der Anlage des TuS Helene Essen. Der Film "Landauer"von Regisseur Hans Steinbichler wird am 15. Oktober in der ARD ausgestrahlt.

(krsa)
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