Schermbeck Landwirt bleibt auf Kartoffeln sitzen

Schermbeck · Ein drei Hektar großes Kartoffelfeld westlich des Baugebietes am Mühlenbach wurde vom Kirchhellener Pächter nicht abgeerntet und wird nun für den Brichter Eigentümer zu einem Problem.

 Um dieses drei Hektar große Kartoffelfeld westlich des Baugebietes am Mühlenbach handelt es sich.

Um dieses drei Hektar große Kartoffelfeld westlich des Baugebietes am Mühlenbach handelt es sich.

Foto: Scheffler

Wieso wurden die Kartoffeln auf dem Feld nicht geerntet? Diese Frage stellen sich seit einigen Monaten immer mehr Schermbecker, wenn sie ihren Blick über ein etwa drei Hektar großes Feld zwischen Umgehungsstraße, dem Friedhof der Evangelischen Kirchengemeinde und dem Baugebiet am Mühlenbach schweifen lassen.

Als die Kartoffeln nicht - wie üblich - im September geerntet wurden, nahmen Beobachter an, dass es sich um Spätkartoffeln handelt. Da Spätkartoffeln wie Donella, Palma, Datura und Aula eigentlich auch bis Ende Oktober geerntet werden sollten, ging im November das Spekulieren in eine andere Richtung. Die einen vermuteten, dass der Landwirt mit der Ernte möglichst lange warten wollte, um sie umso länger im Winter lagern zu können. Andere riefen die Redaktion an, weil sie einen Glyphosat-Einsatz und den Verzicht des reuigen Landwirts auf eine Ernte vermuteten. Nichts von dem und auch nicht denkbare Fäulnisprozesse durch zu viel Nässe haben dazu geführt, dass die Kartoffeln immer noch nicht geerntet wurden. Die Erklärung ist viel simpler, wie unsere Redaktion im Gespräch mit dem Eigentümer des Feldes erfahren konnte. Der Brichter Landwirt hat das Feld an einen Landwirt aus Kirchhellen verpachtet. Dieser Pächter produziert in großen Mengen Kartoffeln und beliefert das Ruhrgebiet mit geschälten Kartoffeln.

Normalerweise liefert ein Hektar Ackerfläche etwa 55 Tonnen Kartoffeln. Nach zwei mäßigen Kartoffelernten war die Kartoffelernte in Deutschland und in mehreren europäischen Ländern im Jahre 2017 deutlich höher und lag bei etwa 85 Tonnen pro Hektar. Dieses Überangebot führte dazu, dass der Kirchhellener Landwirt nicht alle gepachteten Felder abernten musste, um die Nachfrage im Ruhrgebiet abzudecken. Eines dieser Felder war das Schermbecker Feld.

Das Gerücht vom verwendeten Glyphosat hat offensichtlich dazu geführt, dass unerlaubte private Erntevorgänge weitgehend unterblieben und fast alle Kartoffeln im Erdboden verblieben. Dort werden sie nun für den Eigentümer zu einem Problem. Da die Pacht nur für ein Jahr lief, möchte er auf dem Feld im Frühjahr Mais aussäen, obwohl die zwischenzeitlich verfrorenen Kartoffeln noch in der Erde stecken. Bei einem Wohnungswechsel regelt der Mietvertrag in aller Regel, dass man die Wohnung so verlassen muss, wie man sie vorgefunden hat. Bei der Feldnutzung scheint eine solche Regelung weniger zu sein. Jedenfalls fehlt eine solche Vereinbarung im Pachtvertrag des Brichter Landwirts, so dass die rund 250 Tonnen Kartoffeln vorerst wohl noch im Erdreich am Borgskamp stecken bleiben.

(hes)
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