Hamminkeln Landwirte brauchen dringend Hilfe

Hamminkeln · Riesenschäden für Hamminkelns Bauern: Es wird lange dauern, bis die Unwetterfolgen klar sind. Es geht um Millionen und Existenzen.

 RLV-Vizepräsident Wilhelm Neu fragt nach einem Hilfsfonds oder Direkthilfen wie in Bayern.

RLV-Vizepräsident Wilhelm Neu fragt nach einem Hilfsfonds oder Direkthilfen wie in Bayern.

Foto: Malz Ekkehart

Weggeschwemmte Kartoffeldämme, verschlammte Weideflächen und Maisacker, die aussehen, als seien sie Reisfelder - die Wassermassen haben punktuell in Hamminkeln den Katastrophenfall für die Landwirte ausgelöst. Wie bei Berthold Stenkamp. Innerhalb von 36 Stunden fiel in Loikum ein Viertel des normalen Jahresniederschlags, das Wasser drang massiv auf den Hof des Milchviehhalters. "Ich hatte noch nie so eine Panik, das Wasser drohte in die Leitungsschächte und Ehlektronik zu fließen", berichtete er. Dem Unwetter folgt der Sturm der Wetterfolgen. Und der ist eine existenzielle Bedrohung für die Landwirte. Sie ringen um Hilfen und Unterstützung, weil Saaten und Grün auf den meist noch überfluteten Flächen zerstört sind. Das Landeswirtschaftsministerium hält sich zurück mit der Zusage finanzieller Unterstützung. Es will keine teuren Präzedenzfälle schaffen, weil es von immer häufigeren Wetterkatastrophen ausgeht. Doch beim Ortstermin bei Stenkamp gestern mit Landwirtschaftskammer und Stadtverwaltung hielt sich das Land eine Hintertür auf. "Einen Fonds wird es nicht geben. Wir sind dabei, lokale Lösungen zu suchen", sagte Martin Hannen vom Landwirtschaftsministerium.

Möglich sein könnten Steuervergünstigungen und Überbrückungskredite. Das klang schon ein bisschen anders als Landwirtschaftsminister Johannes Remmel bei seinem Besuch tags zuvor, der genauso wie Ministerpräsidentin Hannelore Kraft auf der linken Rheinseite direkte Hilfen verneint hatte (RP berichtete). "Mein Appell an die Politik ist, sich die katastrophale Situation anzusehen und zu helfen", sagte Stenkamp. Unterstützung bekam er von Bürgermeister Bernd Romanski: "Ich bin von der bisherigen übergeordneten Zurückhaltung überrascht. Es geht um bedrohte Existenzen und damit auch um eine Bedrohung für die Stadt." Politische Bewegung tut Not - Landtagsabgeordneter Norbert Meesters, der in Düsseldorf eng mit Remmel zusammenarbeitet, dürfte gefragt sein.

Kreisweit gibt es 4500 Hektar mit Schäden und geschätzten vier Millionen Euro Kosten, bei dem Loikumer Stenkamp ist der Mais zerstört, die Rüben sind kaputt, das Grünland ist verschlammt. "Totalschaden", sagt er, was man noch nutzen könne, werde sich in Wochen zeigen, wenn alles entwässert ist. Vor allem wird der Landwirt Futter für sein Milchvieh zukaufen müssen, das eigentlich auf Äckern und Weiden wachsen sollte. Ganz praktisch müssen aktuelle Nöte gelindert werden: Es braucht genug Pumpen, um die Flächen zügig zu entwässern. Wilhelm Neu, Vizepräsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) und Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel, brachte einen Hilfsfonds wie in Rheinland-Pfalz ins Gespräch oder Direkthilfen wie in Bayern. Hannen zeigte sich da skeptisch. Neu fordert Bauern auf, Schäden zu dokumentieren, um vielleicht an EU-Hilfen zu kommen. Zuversichtlich zeigte er sich, lokal präventiv zu handeln. Der Hochwasserschutz an der Issel brauche Retentionsräume, die Landwirte zur Verfügung stellen würden. Wenn das gezielte Fluten "sauber durchgeplant und festgelegt ist, wie das finanziell honoriert wird". Schließlich helfe man so der Allgemeinheit und schütze Siedlungen. Romanski ist in die Richtung unterwegs, Durchflüsse und Auffangbecken an der Issel zu schaffen. Bleibe nur ein Problem: "Es geht immer darum: Wer bezahlt was?"

(RP)
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