Wesel Landwirtschaftliche Betriebe nach Hochwasser in Existenz bedroht

Wesel · Wie hoch die Schäden nach dem Hochwasser für die Landwirte wirklich sind, kristallisiert sich erst nach und nach heraus. Die Getreideernte könne dank trockener Wetterlage in den nächsten Tagen abgeschlossen werden, sagt der Vorsitzende der Kreisbauerschaft Wilhelm Neu. Erst dann zeige sich das wahre Ausmaß. Doch schon jetzt ist klar: Für einige Betriebe sind die Ernteeinbußen existenzgefährdend. "Das Hochwasser hat sowohl die Mengen als auch die Qualität negativ beeinflusst", sagt Wilhelm Neu. Vor allem vom ertragreichen Mehl-Weizen könne in diesem Jahr deutlich weniger geerntet werden.

 Wilhelm Neu ärgert sich über kaputte Pflanzen im Maisfeld.

Wilhelm Neu ärgert sich über kaputte Pflanzen im Maisfeld.

Foto: Malz

Für die Landwirte wiegen die Missernten schwer. "Die Folgen sind deutlich schlimmer, als wir das vor zwei Monaten noch geglaubt haben", sagt Franz-Josef Stork, Geschäftsführer der Kreisstelle Wesel der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. "Leider haben wir Betriebe in den Hochwassergebieten, die nun von der Existenz bedroht sind", sagt der Agrarwissenschaftler. Dabei seien nicht nur Getreidebauern, sondern auch Kartoffel-und Obstbauern von den Regenfällen und Hochwassern schwer gebeutelt worden. "Wir haben Betriebe heulen sehen", sagt Stork.

Die finanziellen Nöte der Landwirte seien gebietsweise deutlich höher als zunächst vermutet. "Die Schäden bewegen sich im sechsstelligen Bereich", sagt Franz-Josef Stork. "Wir beraten einen Betrieb, der einen Schaden von 150.000 Euro zu beklagen hat." Betriebe, die es so hart getroffen hat, benötigten weit mehr als zehn Jahre, um diese Einbuße wieder auszugleichen. Für andere wird dieser Sommer vielleicht das Aus bedeuten. "Da reichen die 5000 Euro Soforthilfe nicht", sagt Stork in Bezugnahme auf die vom Land verabschiedeten Finanzhilfen ab einer Schadenshöhe von 10.000 Euro.

Auch das Schlitzen der Deiche, also die gezielte Öffnung der Staudämme, um Wasser ableiten zu können, habe erhebliche Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen verursacht, die erst durch die geplante Überschwemmung unter Wasser gesetzt wurden, sagt Stork.

Die Stimmung unter den Landwirten sei entsprechend mies, sagt Wilhelm Neu. Durch die Missernte mangele es den Futterbaubetrieben an Tiernahrung. "Da fehlt es einigen Betrieben richtig an Masse." Die Bauern seien gezwungen, Futtermittel teuer hinzuzukaufen. "Irgendwie müssen sie ihre Kühe ja sattbekommen", sagt Neu. Etwa 50 Prozent weniger Ertrag seien beim Silomais zu verzeichnen, etwa 30 Prozent bei der Getreideernte - Weizen, Wintergerste, Triticale. "Das geht an die Substanz", sagt Neu.

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