Wesel/Dinslaken Langes Warten auf die Geburtsurkunde

Wesel/Dinslaken · Lynn Sünder (Wesel) hat vor sieben Wochen im Dinslakener St. Vincenz-Hospital entbunden. Noch immer fehlt die Urkunde. Sie und ihr aus Bangladesch stammender Freund kritisieren das Standesamt Dinslaken. Mal halte sich an Vorschriften, sagt der Stadtsprecher.

 Minar Syed und seine Freundin Lynn Sünder können nicht verstehen, warum sie so lange auf die Geburtsurkunde ihrer sieben Wochen alten Tochter Maliah warten müssen. "Ohne die Geburtsurkunde gibt es nämlich kein Elterngeld, auf das wir angewiesen sind", sagt er.

Minar Syed und seine Freundin Lynn Sünder können nicht verstehen, warum sie so lange auf die Geburtsurkunde ihrer sieben Wochen alten Tochter Maliah warten müssen. "Ohne die Geburtsurkunde gibt es nämlich kein Elterngeld, auf das wir angewiesen sind", sagt er.

Foto: Klaus Nikolei

Lynn Sünder und ihr Lebenspartner Minar Syed aus Wesel verstehen die Welt nicht mehr. Vor gut sieben Wochen hat die 26-jährige Krankenschwester im Dinslakener St. Vincenz-Hospital eine gesunde Tochter zur Welt gebracht. Doch bei aller Freude über das erste gemeinsame Kind, beschäftigt das Paar ein Problem: Noch immer warten sie auf die Geburtsurkunde der kleinen Maliah.

"Und ohne die", sagt der aus Bangladsch stammende deutsche Staatsbürger (37), der als Automatenfülltechniker arbeitet, "bekomme ich kein Elterngeld, das mir eigentlich für zwei Monate zusteht - 65 Prozent vom letzten Gehalt." In der Praxis bedeutet das, dass die die junge Familie Geld bei Verwandten leihen muss, um auch nur halbwegs über die Runden zu kommen.

Aus Sicht von Lynn Sünder und Minar Syed gibt es zwei Gründe, warum es mit der Geburtsurkunde so lange dauert. Während in Wesel frisch gebackene Eltern innerhalb weniger Tage die Geburtsurkunde ihres Kindes in Händen halten, was sowohl das Standesamt selbst also auch mehrere junge Eltern auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt haben, dauert es in Dinslaken mehrere Wochen.

"Außerdem", sagt Lynn Sünder, "haben wir das Problem, dass mein Freund aus Bangladesch stammt und nun eine Übersetzung seiner in Englisch verfassten Geburtsurkunde verlangt wird. Im Weseler Standesamt hat man uns gesagt, dass man das hier in der Kreisstadt anders machen würden, weil es ja einen Ermessensspielraum gebe. Bei der ersten Tochter meines Freundes gab es bei der Namensänderung im Weseler Standesamt auch keinerlei Probleme."

Unsere Redaktion hat im Dinslakener Rathaus angefragt, wo der Fall Lynn Sünder und Minar Syed natürlich bekannt ist. Stadtsprecher Marcel Sturm teilte schriftlich mit, "dass eine Urkunde aus Bangladesch, einem Land, in welchem es kein geregeltes Urkundenwesen gibt, einer besonders eingehenden Prüfung bedarf."

Man sie gesetzlich verpflichtet, den urkundlichen Nachweis zur Geburt zu prüfen, unabhängig von der nunmehr deutschen Staatsangehörigkeit des Kindesvaters. Minar Syed sei schriftlich gebeten worden, seine Original-Geburtsurkunde mit deutscher Übersetzung vorzulegen. "Für die Beurkundung muss die Identität des Kindesvaters zweifelsfrei geklärt sein, weil das Kind ansonsten nicht den Namen des Vaters erhalten kann.

#Diese notwendige Überprüfung ist keine Dinslakener Erfindung. Die Standesbeamten unterliegen gesetzlich einer besonderen Prüfungsverpflichtung, im Unterschied zu anderen Behörden. Hintergrund ist, dass deutsche Personenstandsurkunden volle Beweiskraft der Richtigkeit gegenüber jedermann und jeder Behörde entfalten", betont Marcel Sturm.

Dass die Bearbeitungszeit im Dinslakener Standesamt für Geburtsurkunden derzeit bei vier Wochen liege, führt der Stadtsprecher darauf zurück, "dass es in Dinslaken grundsätzlich einen besonders hohen Bearbeitungsaufwand gibt." Er führt an, dass im vergangenen Jahr 1039 Geburten beurkundet wurden. "Davon kamen aber nur in 60 Fällen die Eltern aus Dinslaken, in 979 Fällen wohnten die Eltern in anderen Kommunen."

Daran sei zu erkennen, dass die Stadt "eine dramatisch hohe Zahl" an Dienstleistungen für Bürger aus anderen Kommunen übernehmen würde. Zum Vergleich: Im Weseler Marien-Hospital wurden 2017 genau 1119 Babys geboren. 450 Mütter waren in Wesel gemeldet. "Hätte wir das alles vorher gewusst, hätten wir in Wesel entbunden", sagt Lynn Süder, die nun versuchen wird, auch ohne Urkunde bei der Elterngeldstelle zurechtzukommen.

Kontakt zum Bürgermonitor ab 10 Uhr wochentags unter 0281 14394 oder redaktion.wesel@rheinische-post.de

(RP)
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