Wesel Lehrer und Dichter: Trauer um Rohde

Wesel · Stets war er aufgeschlossen, nahm die großen Ereignisse der Weltgeschichte sowie die kleinen im täglichen Umfeld der Stadt und der Region mit nüchternem Verstand wahr. Ein Gespräch mit ihm war immer ein Gewinn. Für die Rheinische Post schrieb er viele Jahre Kulturberichte. Nun ist seine Stimme erloschen: Friedrich Rohde starb am Donnerstag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren.

In der Öffentlichkeit war er in den letzten Jahren nicht mehr so häufig zu sehen. Aber geistig war er bei wichtigen Veranstaltungen dabei, sprach darüber mit Freunden, schickte vielleicht auch ein Gedicht dazu. Die Literatur war sein ureigenstes Metier. Sein Sinn für Ästhetik und seine Urteilskraft wurden schon in seinem Elternhaus vorgeprägt. Sein Vater war Architekt, der sich in gleicher Weise neuen Ideen sowie wie dem Erhalt von Baudenkmälern zuwandte.

Von Münster an den Niederrhein

Am 20. Mai 1922 wurde Friedrich Rohde in Selm im südlichen Münsterland geboren. 1941 machte er in Münster Abitur. Danach erlebte er schmerzlich wie die meisten seiner Generation: Reichsarbeitsdienst, Kriegsdienst, Gefangenschaft. Nach der Rückkehr studierte er fürs Lehramt Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte, davon ein Semester als Stipendiat in England.

Wegen der Kunstorte Xanten und Kalkar zog es ihn an den Niederrhein. 1961 kam er mit seiner Familie nach Wesel. Er lehrte an den Realschulen Wesel Nord, heute Konrad-Duden-Realschule, und an der Realschule Mitte. Und er schrieb. Die Dichterin Hilde Domin ermunterte ihn ausdrücklich. Besonders bekannt geworden ist er mit seinen Kurzgedichten nach dem Vorbild japanischer Haiku. Er wirkte unter andrem mit in der Droste-Hülshoff-Gesellschaft und im Hölderlin-Kreis. Er gab eigene Bücher heraus, die seine Frau Ursula illustrierte. Tochter, Sohn und Enkel waren seine große Freude.

Die Trauerfeier ist am Freitag, 28. Dezember, 10 Uhr, in der Martinikirche, anschließend Beisetzung an der Caspar-Baur-Straße.

(RP)
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