Kreis Wesel Linken-Chef in Dinslaken: Ein Abend unter Freunden

Kreis Wesel · Er hat bei Weitem nicht den Bekanntheitsgrad von Sahra Wagenknecht, er ist kein Volkstribun und aufpeitschender Redner wie Oskar Lafontaine, der Mengen anlocken kann. Aber in der heimeligen Atmosphäre des Dachstudios über der Dinslakener Stadtbücherei ist Bernd Riexinger, neben Katja Kipping Parteichef der deutschen Linken, gestern Abend am richtigen Platz. Das ist gut gefüllt. Gekommen sind ganz offenbar Parteifreunde und solche, die linken Ideen gegenüber Sympathien mitbringen.

Der 61-jährige, in Leonberg mitten in Baden-Württemberg geboren, erinnert vom Sprachduktus her ein wenig an den dortigen grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und verströmt schon damit etwas von der Solidität, die seiner Partei sonst gern mal abgesprochen wird - was freilich keineswegs bedeutet, dass er nicht konsequent linke Positionen vertritt. Natürlich sind auch für Riexinger die Linken die einzigen, die für wahre Gerechtigkeit stehen, die anders als Nordrhein-Westfalens SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, der er eine miserable Regierungsbilanz vorwirft, nicht nur davon reden, dass sie kein Kind zurücklassen wollen, sondern dafür sorgen werden, dass dieses Ziel auch tatsächlich umgesetzt wird. Und natürlich muss die Linke deswegen zurück in den Landtag, damit sie dort den anderen Parteien im Nacken sitzen kann, damit es auch tatsächlich was wird mit der größeren Gerechtigkeit und dem Wohlstand für alle. Denn wer Gerechtigkeit will, der muss auch den Mut haben "den Reichen und Superreichen in die Tasche zu greifen". Und diesen Mut hat natürlich die Linke. Und dabei will sie, so sieht es der Linken-Chef, ja nur, "dass Dinge, die früher in diesem Land selbstverständlich waren, wieder selbstverständlich werden", dass Menschen wieder ihre Zukunft planen können und nicht über Jahre in befristete und prekäre Arbeitsverhältnisse gezwungen werden, dass Menschen von ihrer Arbeit und von ihrer Rente leben können, dass es wieder allgemeiner Konsens wird, dass von deutschem Boden kein Krieg ausgehen darf und dass deswegen die Auslandseinsätze der Bundeswehr ein Ende haben müssen, weil die Linke natürlich nicht nur Partei der Gerechtigkeit sondern auch des Friedens ist.

Dem Publikum gefällt, was es hört. Es spendet fleißig Beifall und spart auch nicht mit zustimmenden Kommentaren. Noch eine Talkrunde mit den linken Landtagskandidaten aus dem Kreis Wesel, Cigdem Kaya, Sidney Lewandowski und Sascha Wagner - die vierte im Bunde, Gabriele Kaenders ist erkrankt - und ein paar Fragen aus dem Publikum. Bernd Riexinger hat einen Abend unter Freunden hinter sich gebracht.

(jöw)
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