Hamminkeln Loikum: kleiner Ort mit großen Visionen

Hamminkeln · Den Kreiswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" hat der 800-Seelen-Ort gewonnen. Weil er nach vorne schaut und gemeinschaftlich arbeitet.

 Alfons Lux mit seinen selbst produzierten Bio-Eiern, die er im Selbstbedienungs-Eierhaus rund um die Uhr verkauft.

Alfons Lux mit seinen selbst produzierten Bio-Eiern, die er im Selbstbedienungs-Eierhaus rund um die Uhr verkauft.

Foto: Ekkehart Malz

Was Bernhard Grota da so ganz nebenbei fallen lässt, klingt wie eine oft benutzte Phrase. Aber der Satz "Wir leben zwar auf dem Land, aber nicht hinter dem Mond!" wird in Loikum mit Leben gefüllt. Dieser Meinung war unlängst auch die Kommission des Kreis- und Landeswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" und kürte den kleinsten Ortsteil Hamminkelns zum Kreissieger. Und das nach 1993 und 2002 bereits zum dritten Mal.

Gerade einmal 807 Einwohner zählt das Dorf, aber es hat weitaus mehr zu bieten als nur Beschaulichkeit und Natur. Das Motto der Dorfgemeinschaft, dessen Sprecher Grota ist, lautet dabei: "Keiner kann alles, niemand kann nichts und gemeinsam schaffen wir viel." Und sie haben viel geschafft in Loikum und gehen deshalb auch voller Optimismus in den Wettbewerb auf Landesebene, den sie vor 21 Jahren schon einmal gewonnen haben. Der Arbeitskreis "Unser Dorf hat Zukunft" tagte bereits ein erstes Mal, um an der Präsentation, die zu einem noch nicht feststehenden Termin im kommenden Jahr stattfindet, zu feilen. Das Gerüst hierfür steht aber. Entsprechend dem Namen des Wettbewerbs zeigt Loikum, wie zukunftsorientiert hier gedacht und gearbeitet wird.

Beispiellos in ganz Deutschland ist dabei die Aktion, mit der die Loikumer für ein Glasfasernetz im Ortskern und in den Außenbereichen des Dorfes gesorgt haben. Während dies im Ortskern mit Hilfe des Netzbetreibers BORnet umgesetzt wurde, geschah es in den Außenbereichen nur dank der Kreativität und Beharrlichkeit einiger Dorfbewohner sowie einer einmaligen Solidargemeinschaft. Alois Beckmann, Landmaschinentechniker aus Loikum, entwickelte einen sogenannten Kabelpflug und Hubert Tenbusch und August Exo standen an der Spitze eines Teams, das acht Monate lang intensiv daran arbeitete, etwa 100 Kilometer Kabel zu verlegen. Mit dem Ergebnis, dass nun auch der abgelegenste Hof über ein schnelles Internet verfügt.

Doch das zukunftsorientierte Denken geht in Loikum noch weiter. "Strukturwandel in der Landwirtschaft" ist auf zahlreichen Bauernhöfen des Ortes zu finden. Wie beim Hof Lux, der mit seinen 6000 Hühnern Bio-Eier produziert und sie in einem Eier-Häuschen zum Selbstbedienen rund um die Uhr verkauft. Oder der Hof Stenkamp, der über eine Milchtankstelle verfügt, an der Kunden täglich bis zu 100 Liter Milch zapfen können.

Und noch zwei Beispiele für das innovative Loikum: Zwei Biogasanlagen markieren den Nahwärmeverbund Loikum. Mit ihrer Hilfe werden umliegende Haushalte mit Wärme versorgt. Neben Biogas wird in Loikum auch mit Sonnenenergie Strom gewonnen. Auch hier ist das Resultat eindrucksvoll. Das Dorf übertrifft mit seiner Stromerzeugung durch Biogas- und Photovoltaik-Anlagen den Stromverbrauch des gesamten Ortes.

Ja, sie leben in Loikum auf dem Land. Aber durch ein intaktes Gemeinschaftsleben, der Erhaltung und Entwicklung dörflicher Strukturen sowie der Förderung der Eigenverantwortung und des bürgerschaftlichen Engagements sind sie vom Mond weit entfernt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort