Hamminkeln Lokale Klimastrategie statt fixe Aktion

Hamminkeln · Die CDU benennt Eckpunkte für ein Gesamtkonzept. Sie rät dazu, den Hochwasserschutz nicht isoliert zu betrachten.

 Neben dem Hochwasserschutz vor den Wohn- und Industriegebieten muss laut CDU die Grundwassersituation genau betrachtet werden.

Neben dem Hochwasserschutz vor den Wohn- und Industriegebieten muss laut CDU die Grundwassersituation genau betrachtet werden.

Foto: Malz

"Schnellschüsse in Sachen Hochwasserschutz sind nicht zielführend" - so warnt die CDU Hamminkeln vor ungenügend durchdachten Lösungen nach den doppelten, gefährlichen Issel-Fluten von Mai und Juni. Voraussetzung für notwendige Hochwasserschutzmaßnahmen sei, dass sie erfolgversprechend und zukunftsorientiert sein müssen, heißt es.

"Wir dürfen nicht den Fehler machen, die Starkregenereignisse und die daraus resultierenden Hochwasser der Issel als Jahrhundertereignis zu betrachten. Der Klimawandel ist angekommen und deswegen nehmen Starkregen- sowie weitere belastende Witterungsereignisse deutlich zu. Das bedeutet für uns, den dringend notwendigen Hochwasserschutz nicht isoliert zu betrachten, sondern in Klimaanpassungsstrategien einzubinden", sagt Jürgen Kuran, Vize-Fraktionsvorsitzender.

Neben dem Hochwasserschutz vor den Wohn- und Industriegebieten - also bessere Dämme und Ausbau zu Deichanlagen - müsse aus Sicht der CDU die Grundwassersituation in diesen Gebieten und deren Auswirkung auf das Hinterland genau betrachtet werden. Hierzu hatte es nicht nur in Ringenberg und Mehrhoog, sondern auch in Loikum und Hamminkeln Ärger über lang anhaltende hohe Grundwasserstände und geflutete Keller gegeben. Zuletzt hatte es einen Schriftwechsel zwischen Heimatverein Ringenberg und Bürgermeister Bernd Romanski gegeben, der derzeit intern behandelt wird. Romanski hatte auf seiner Forderung beharrt, statt riesiger Runden von Behördenbeteiligten auf kleine Kreise - Stichwort: Taskforce - von Fachleuten und Beteiligten zu setzen. Dabei setzt er auf mehr Tempo und realistische Lösungen. Nach Jahren steht noch immer das Hochwasserkonzept aus, das der Kreis Wesel vorlegen will. Zuletzt wurde es für den Bereich Marienthal angekündigt. Weitere Verzögerungen drohen, weil die Bezirksregierung auf ökologisch ausgerichtete Retentionsflächen besteht. Die sind aber aus Sicht der Stadt derzeit nicht durchzusetzen. Sie hält auf Betreiben Romanskis, der nach dem Fortgang von Ex-Cheftechniker Thomas Dreier auch die Planung im Rathaus unter sich hat, die schnelle Schaffung von Poldern für nötig.

Die CDU mahnt: Vor Errichtung der Polderlösung müsse geprüft werden, welche Auswirkungen diese auf den Grundwasserspiegel in den bebauten Gebieten, aber auch in den Bauerschaften habe. "Das Sommer-Hochwasser 2016 hat gezeigt, dass wir uns breit aufstellen müssen. Einzelkämpferaktionen oder isolierte Vorhaben helfen nicht weiter", sagt CDU-Stadtverbandsvorsitzender Norbert Neß. Vor allem Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel lassen sich durch Modellierungen verschiedenster Klimasituationen genauer untersuchen.

Die CDU formuliert politische Eckpunkte für ein Verfahren: 1. Wasserwirtschaftliche Risikoanalyse mit dem Vorschlag geeigneter Maßnahmen zur Beherrschung des Hochwasserrisikos in Hamminkeln und seinen Dörfern. Dazu gehört auch eine Untersuchung, wie sich Flutschutz auf die Grundwassersituation auswirkt. 2. Vorrang von Daseinsvorsorge vor Naturschutz: Maßnahmen zur Daseinsvorsorge und Infrastruktur sollen von weitergehenden Naturschutzzielen entkoppelt werden. Die Maßnahmen sollen lediglich einer naturschutzrechtlichen Prüfung unterzogen werden. 3. Entwicklung von Konzepten zur Flächennutzung in Hochwasserschutzgebieten mit aktiver landwirtschaftlicher Nutzung. Bewirtschaftungskonzepte mit Nutzungsvorgaben und fairer finanzieller Entschädigung sollen greifen, wenn Überflutungsflächen benötigt werden. 4. Bürgerschaft, Verbände und andere sollen "konsensuale Lösungen" mitgestalten. Und die Politik soll die Umsetzung entscheiden.

(RP)
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