Wesel Meesters mit Minister bei Schiedsfrau

Wesel · Die Landtagswahl naht: SPD-Kandidat mit Thomas Kutschaty unterwegs - CDU-Kandidatin informiert sich im Hafen.

 SPD-Kandidat Norbert Meesters (M.) mit Thomas Kutschaty bei Margret Radsak an der Kaffeetafel.

SPD-Kandidat Norbert Meesters (M.) mit Thomas Kutschaty bei Margret Radsak an der Kaffeetafel.

Foto: Jana Bauch

Ob sich der Ärger um des Nachbars Hecke dreht, um den Lärm seiner Kinder oder das geliehene Geld, das er nicht zurückgegeben hat: An Margret Radsacks Esstisch wird alles ausgefochten, auseinanderklamüsert und im günstigsten Fall friedlich, schiedlich beigelegt. Und da steckt es auch schon drin, das Wort, um das es bei ihr geht. "Schiedsamt" steht unterm NRW-Wappen auf dem Schild an ihrer Haustür, Eichelbergkamp 19. Ein Amt, das Jüngeren kaum noch bekannt ist, sagt Thomas Kutschaty. Mit dem Abgeordneten und wieder für den Landtag kandidierenden Norbert Meesters ist der Justizminister zum Wohnzimmergespräch bei der Schiedsfrau gekommen.

Aus seiner Zeit als Anwalt weiß Kutschaty, womit Radsak sich befassen muss. Und als Minister weiß er auch, wie sehr die Arbeit der Schiedsleute die Gerichte entlastet. Meesters, nach eigenem Bekunden als umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion eher "für Ziegen, Schafe, Schweine und auch Hühner zuständig", zollt dem Tun der Schiedsfrau Respekt, stellte Kontakt her und unterstützt das Anliegen, auf die Möglichkeiten der außergerichtlichen Einigung hinzuweisen.

Diese macht Streitereien über den Gartenzaun nicht nur für die öffentliche Hand einfacher. Auch die Beteiligten kommen deutlich billiger weg. Allerdings, so Radsack mit nun zwölfjähriger Erfahrung, muss am Ende jede Partei das Gefühl haben, sie hätte was bekommen. So gelinge der zur Schlichtung nötige Kompromiss am besten.

Margret Radsak, in Wesel zuständig für den Bezirk I (nördliche Innenstadt, Schepersfeld und Feldmark), war Kutschaty bei einem Landtagsbesuch der Schiedsleute aufgefallen, weil sie vergleichsweise mehr Fälle bearbeitet hatte als andere. "Sie trifft wohl den richtigen Ton", sagt der Minister und nennt Landeszahlen: 2015 waren 1120 Schiedspersonen tätig. Sie bewältigten 4190 Schlichtungsverfahren, von denen die Hälfte erfolgreich ausgingen, sowie 4201 formlose Fälle "zwischen Tür und Angel". Neben den zivilrechtlichen Fällen wickelten Schiedsleute auch 1111 strafrechtliche ab (Beleidigungen etc.). Ebenfalls fast zur Hälfte erfolgreich.

Schiedsfrau Radsak stellt immer wieder fest, dass die Ursachen eines Streits oft viel tiefer liegen, weit in die Vergangenheit zurückreichen. Ihre Aufgaben sieht sie auch darin, dauerhafte Lösungen zu erzielen. Im Durchschnitt dauert ein Schlichtungsversuch bei ihr eineinhalb Stunden.

Lukrativ ist das Wirken nicht gerade. Zehn Euro Gebühr fallen an, wenn keine Einigung erzielt wird, 25 beziehungsweise 40 Euro sind die weiteren Sätze. Jeweils die Hälfte fließt übrigens in die Stadtkasse. Aber was ist das schon gegen Gerichts- und Anwaltskosten?

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort