Wesel Mehrheit für Gesamtschule-Dependance

Wesel · Im Schulausschuss haben CDU und FDP gestern zusammen mit der Arbeitsgruppe "Zukunftsdialog" vergeblich gegen die Idee von SPD, Grünen, Linken und WWW/Piraten gekämpft, Hauptschule und Realschule-Mitte zu schließen.

Wesel: Mehrheit für Gesamtschule-Dependance
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Unmittelbar nach der Abstimmung im Schulausschuss strömten die vielen Besucher aus dem Ratssaal, um in kleinen Gruppen über die - aus ihrer Sicht - "völlig falschen Entscheidung der Politik" zu diskutieren. Nach gut zweistündiger Debatte hatten SPD, Grüne, Linke und die Fraktion WWW/Piraten geschlossen für die Gründung einer Gesamtschul-Dependance in der Innenstadt gestimmt. CDU und FDP, die vehement auf die Gefahren einer "übers Knie gebrochenen Entscheidung" hinwiesen und die damit verbundene Schließung der Haupt- und der Realschule-Mitte auf Raten nicht nachvollziehen können, hielten dagegen. Das Abstimmungsergebnis fiel denkbar knapp aus: neun zu acht. Im Rat kommt die Sache nochmals auf den Tisch. Erfahrungsgemäß wird die Entscheidung aus dem Ausschuss aber nur noch abgenickt.

"Ich bin maßlos enttäuscht. Mein Herz hängt an der Schule." Margit Ickert, die Leiterin der Realschule-Mitte, machte im Gespräch mit der RP aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl. Ebenso wie Ingrid Kempken-Weuster, die stellvertretende Leiterin der Martini-Hauptschule ("Damit musste man ja leider rechnen") und zahlreiche Elternvertreter. Die hatten zuvor der Stadtelternrats-Vorsitzenden Ulrike Freund, die in ihrer Rede das Verhalten der Dependance-Befürworter angeprangert hatte, reichlich Beifall gespendet (siehe Zweittext). Applaus gab's für Freund auch von CDU und FDP. Offensichtlich beflügelt durch die Abwesenheit von SPD-Fraktionschef Ludger Hovest zeigte sich das CDU-Führungsduo Jürgen Linz und Sebastian Hense besonders angriffslustig. Weil andere Parteien während der vergangnen Wochen offenbar Zugang zu mehr Informationen gehabt hätten, sprach Linz sogar davon, die ganze Sache rechtlich prüfen zu lassen.

Zweifelsohne die meisten Fragen richtete Daniela Staude (CDU) an die Verwaltung und fühlte sich an die Diskussion vor vier Jahren erinnert, als der Ausschuss - gegen den Willen vieler Eltern - "im Hauruck-Verfahren" das Ende der Brüner-Tor-Grundschule einläutete. Nicht nur, dass auch diesmal der Elternwille nicht berücksichtigt werde. Staude beklagte auch die Ignoranz von SPD und Co. gegenüber den Mitgliedern des Arbeitskreises "Zukunftsdialog": "Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, dass hier politische Vertreter offenbar mehr pädagogisches Fachwissen haben als alle Weseler Schulleiter im Arbeitskreis."

Zu denen gehört auch KDG-Direktor Dr. Heinzgerd Schott. Er beklagte, dass nun zwei Schulen geschossen werden und die auf zwei Züge festgelegte Duden-Realschule große Probleme bekommen werde, weil diese "keine attraktiven Angebote" in den Wahlpflichtfächern machen könne. Auch hätten es schwächere Schüler in großen und unübersichtlichen Schulen schwerer als in kleinen Systemen. Auch für AVG-Chefin Dorothée Brauner ist eine zweizügige Realschule "ein tot geborenes Kind. Hier werden wertvolle Strukturen vorschnell zerstört", warnte sie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort