Hamminkeln Michael Krebs begeistert mit seinem "Zusatzkonzert"

Hamminkeln · Intelligentes Politkabarett bei den Marienthaler Abenden wechselte zwischen Dur und Moll.

 Multitalent unter freiem Himmel auf der Kulturwiese: Kabarettist Michael Krebs unterlegte seine Pointen mit Klavierbegleitung.

Multitalent unter freiem Himmel auf der Kulturwiese: Kabarettist Michael Krebs unterlegte seine Pointen mit Klavierbegleitung.

Foto: Arnulf Stoffel

Einen Kulturgenuss der besonderen Art bot Michael Krebs, multitalentierter Vollblutkabarettist. Der Schwabe, der in Hamburg an der Hochschule für Musik und Theater studierte, wohnt heute in Berlin und gastierte bei den Marienthaler Abenden. Er überzeugte als intellektueller Comedian mit einer brillanten Gesangs- und Musikshow unter dem Titel "Zusatzkonzert". Mit jugendlichem Charme und einer guten Portion an Ironie zog er das Publikum in den Bann.

Die Bühnenshow wirkte lässig, unkonventionell, integrierte mit intelligentem Wortwitz Gesellschaftskritik. Er skizzierte den Zeitgeist mit Beispielen, die er auf der Tastatur des Klaviers mit Kombinationen von Dur und Moll untermalte. Seine Botschaften waren eine Gratwanderung zwischen Schmunzeln und Nachdenklichkeit, oft selbstkritisch. Der spitzzüngige Politkabarettist versetzte mit dem Song "Was wirst Du tun?" der Großen Koalition in Berlin einen Seitenhieb: "Was wirst Du tun, wenn sie Wasser und Luft privatisieren, wenn statt Menschlichkeit nur noch Bilanzen zählen? Ich pass' mich an!" Folge der Fußballweltmeisterschaft: "Alle reden über Fußball, philosophieren", so Krebs, der Bundestrainer Jogi Löw schwäbelnd parodierte.

Über Krankheiten wird immer gesprochen. Doch was ist eine Moll-Dur-Schwäche? "Nur für Musiker gefährlich", konstatierte Krebs und gab eine Einführung in Musikkunde, wo "Dur" das helle Strahlen der Musik verdeutliche und "Moll" respekteinflößend die dunkle Variante sei. Mit amüsanten Wortspielen, virtuosen Dissonanzen und rhythmischen Extravaganzen vertonte Krebs die Bereitschaft der jungen Carla, ihre Jungfräulichkeit einem Jazz-Pianisten zu schenken.

Humorvoll fiel sein "Spottlied" aus, ein Zusammenschnitt von 25 "Ballermann-Hits". Nachdenklich stimmte seine Frage: Wie lebt es sich als Generation Ü 30? "Wir hatten keine Super-Nanny, brauchten keine Coaching-Experten." Freunde to go? Beziehungen to go?

(wl)
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