Wesel Millionen-Investitionen in DeltaPort-Häfen

Wesel · RP begleitete Hafenverbund-Geschäftsführer Jens Briese bei einer interessanten Rundfahrt im Lippemündungsraum.

Wer auf der B 8 von Wesel Richtung Voerde unterwegs ist, sollte in Höhe des Restaurants Lippeschlößchen unbedingt seinen Blick über die renaturierte Lippe Richtung Rhein schweifen lassen. Bei guter Sicht ist dort das Gerippe einer riesigen Halle zu erkennen. Zeichen dafür, dass sich im Lippemündungsraum auf der Grenze zwischen Wesel und Friedrichsfeld einiges tut.

"Das da hinten wird eine 15 000 Quadratmeter große Halle der Sonsbecker Firma Hegmann Transit, in der unter anderem Straßenbahn-Rohkarossen und riesige Tunnelbohrer gelagert und gewartet werden sollen", sagt Jens Briese. Der 51-jährige ist Geschäftsführer der 2013 gegründeten Hafengesellschaft DeltaPort mit Sitz an der Moltkestraße in Wesel. Die RP hat sich mit dem gebürtigen Düsseldorfer zu einer Rundtour in die drei DeltaPort-Häfen verabredet, um einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge zu bekommen.

Dass in Wesel längst nicht jeder etwas mit dem Begriff DeltaPort anfangen kann, verwundert den Diplom-Kaufmann nicht. "Dafür liegen der Rhein-Lippe-Hafen, der früher unter dem Namen Ölhafen bekannt war, und natürlich der Hafen Emmelsum zu weit außerhalb. Und zufällig kommt dort auch eigentlich niemand vorbei." Viel wichtiger, als den Bekanntheitsgrad der beiden südlich der Lippe gelegenen Häfen in Wesel zu steigern ist ihm, dass Logistiker und Speditionen auf die dort noch vorhandenen freien Flächen aufmerksam werden. Denn diese zu vermarkten und die Häfen zu betreiben ist seine Aufgabe.

Die erste Station der Hafenrundfahrt ist der Weseler Stadthafen, der auf Schüttgüter wie Getreide, Tierfutter, Kies, Sand etc. spezialisiert ist. Stolz präsentiert Briese dort die nagelneue Salzverladestation von Hülskens, in der ab Januar täglich gut 1000 Tonnen Salz aus dem Bergwerk Orsoy per Lkw nach Wesel transportieren werden. "Wirklich gelungen", sagt Briese, dessen Familie in einem denkmalgeschützten Bauernhof in Ostfriesland lebt. Und weil er ein Sinn für Design und alles Schöne hat, verfinstert sich seine Miene wenige Minuten später. Das riesige RWZ-Speichergebäude befindet sich optisch wirklich in einem schlechten Zustand. Überall bröckelt der Putz. Zahlreiche Scheiben sind eingeworfen, das Unkraut wuchert. "Ich werde dort in den nächsten Tagen ein Gespräch mit den Verantwortlichen führen, ob man an diesem Zustand nicht etwas ändern kann", sagt Briese. "Wir werden hier nach Fertigstellung insgesamt elf Millionen Euro investiert haben - unter anderem in die neue Kaimauer und den Gleisanschluss. Jetzt ist es auch an der Zeit, dass die Anlieger etwas tun."

Nachdem er die zügig verlaufenen Arbeiten an den neuen Bahngleisen anerkennend zur Kenntnis genommen hat, geht's über die B 8 am Lippeschlößchen vorbei und durchs Lippedorf Richtung Byk-Hochregallager und an der Weseler Teppichfabrik Tretford vorbei. Briese nickt anerkennend. "Architektonisch gelungen. Aber nirgendwo gibt es ein Schild, das zeigt, was dort hinter der Fassade passiert", wundert er sich.

Apropos Schild: Zwei seiner Mitarbeiter sind gerade damit beschäftigt, das alte Hinweisschild "Ölhafen" gegen das nagelneue "Rhein-Lippe-Hafen" auszutauschen. Auf der Wiese dahinter soll eine Werbetafel potenzielle Investoren auf das Gelände des früheren Ölhafens locken. Zwei Sonsbecker Firmen sind dabei, im neuen Rhein-Lippe-Hafen kräftig zu investieren. Neben der besagten Firma Hegmann siedelt sich hier die GS-Recycling GmbH & Co. KG an und ist mit dem Bau einer Anlage zur Lagerung und Aufbereitung von Schmierstoffen schon ziemlich weit. Künftig will sie in dem nahen Hafenbecken auch einen Liegeplatz errichten, an dem gleichzeitig zwei Schiffe gereinigt werden können. Was mit der restlichen Fläche passiert (16 Hektar sind sofort verfügbar, 46 weitere Hektar sollen mittelfristig entwickelt werden), steht noch nicht fest. Briese: "Wir führen Gespräche mit Interessenten."

Über die Kanalbrücke Bühlstraße geht's zum Hafen Emmelsum, wo die Firma Sappi Logistics seit Jahren erfolgreich ist. In Wesel nur wenigen bekannt dürfte sein, dass hier Zellstoffe aus den Niederlanden angeliefert und per Bahn oder Lkw zu einer Papierfabrik nach Österreich transportiert werden. "Die fertigen große Papierrollen und andere Papiere für Druckereien", erklärt Briese, "kommen später zurück nach Friedrichsfeld und werden im Hafen Emmelsum in Container auf Schiffe und Lkw verladen." Stolz berichtet der Delta-Port-Chef unter anderem von einer Millionen-Investition der Firma Contargo (Lager- und Abstellflächen für Container) sowie über den geplanten Bau einer neuen Kaianlageie im Rhein-Lippe Hafen auf Weseler Stadtgebiet.

Wie lange es dauern wird, um alle freien Flächen zu vermarkten, da will Jens Briese derzeit keine Prognose abgeben. "Vor der Gründung von DeltaPort ist viele Jahre rechnt wenig passiert. Nun haben wir im Rhein-Lippe-Hafen bereits zwei große Flächen in Erbpacht vermietet und hoffen, in den nächsten Jahren das gesamte Areal zu vermieten. Denn das Angebot ist wirklich gut." Dass die Interessenten trotzdem nicht Schlange stehen, will Briese gar nicht in Abrede stellen. "Das ist in der Branche aber auch nicht üblich, da es um sehr spezielle Immobilien geht. Unsere Häfen haben ihre Reize. Und wir sprechen intensiv mit Investoren, für die die Bedingungen hier ideal sind."

(RP)
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