Wesel Minister Groschek ist ordentlicher Esel

Wesel · NRW-Bauminister Mike Groschek bekam gestern Orden und Urkunde und ließ sich von rund 1000 Narren feiern.

Die Reeperbahn zieht immer. Als Herr Schulze, die Bauchrednerpuppe von Mario Reimer, den Gassenhauer "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" anstimmt, steht die ganze Niederrheinhalle. Singen, schunkeln, klatschen, das volle karnevalistische Programm. Auch der neue "Esel von Wesel" ist Reeperbahn-Mitsänger: Michael Groschek, nordrhein-westfälischer Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, geht voll mit.

Er steht oben auf der Tribüne und schunkelt mit einer Dame, die möglicherweise als Spielkarte verkleidet den Weg in die Niederrheinhalle gefunden hat. Noch steht Groschek dort. Denn nur kurze Zeit später ist es für ihn an der Zeit, die Lokalität zu wechseln: von der Empore hinten oben in der Halle nach unten. Er hat schließlich eine Aufgabe: den Eselorden der Stadt Wesel entgegennehmen. Im vergangenen Jahr war die Auszeichnung an die Kabarettistin Lioba Albus gegangen, im Jahr zuvor an Schauspieler Michael Kessler.

Wesel vergibt den Karnevalsorden seit dem Jahr 1972 für eine besondere Eselei an bekannte Persönlichkeiten, die "den Mut zu einer nicht alltäglichen Entscheidung hatten und bereit waren, alle Folgen - also auch den Eselorden der Stadt Wesel - mit Humor zu tragen". Groschek hat in seiner Funktion für allerlei Fördermittel gesorgt, die unter anderem beim Umbau des Zitadellenviertels halfen, beim Parkplatz am Bahnhof und bei der neuen Fußgängerzone, die der Oberhausener gern auch mal als "Champs Élysées des Niederrheins" lobt. Teil von Groscheks Auswahl ist aber auch eine echte Eselei: Bei der neuen Rheinquerung der B 58 fehlt noch immer die Südumgehung. Auch in Sachen Betuwelinie hatte Ulla Hornemann als Präsidentin des Närrischen Parlaments ihrem Partei-Genossen vorab ordentlich durch den Kakao gezogen und überlegt, ihm ein Baugrundstück an der Bahn anzubieten.

Der Spielmannszug Lackhausen, die Prinzengarde und die große Osterfelder Karnevalsgesellschaft 1906 eskortieren Groschek zur Bühne, als sein großer Moment gekommen und die Empore plötzlich sehr weit weg ist. "Herzlichen willkommen in der karnevalistischen Hochburg am Niederrhein", begrüßt Hornemann die Hauptperson, die derweil auf den für sie bestimmten Esel klettert. "Unfallfrei geschafft", bemerkt Hornemann bewundernd. Kurz stellt sie den Neu-Esel vor und bemerkt, es sei im Grunde kein Wunder, dass Groschek die Weseler Fußgängerzone mit der Pariser Prachtstraße vergleiche - wer die Oberhausener Innenstadt kenne, wisse schon, wovon sie spreche.

Auf seinem Esel fühlt sich Michael Groschek, der auch an diesem Vormittag in der Niederrheinhalle meist ganz locker "Mike" gerufen wird, sichtlich wohl. Als Bürgermeisterin Ulrike Westkamp für die Laudatio mit kapelliger Musikuntermalung zur Bühne begleitet wird, dirigiert der passenderweise als Schaffner verkleidete Groschek sogar munter mit. Als neuer Eselordenträger habe er die Pflicht, sich auch weiter für die Belange der Weseler einzusetzen, erinnert Westkamp - und außerdem, den Orden zu tragen, wann immer es möglich ist. Groschek bekommt die offizielle Urkunde zum neuen Titel, es gibt Küsschen links, rechts, links, und schon ist Groschek ordentlicher Esel.

Im Vergleich zu den Begrüßungen dieses Morgens fällt Groscheks Rede recht kurz aus: Er bereimt geschickt seine Vita, darüber, was Kabarett darf und was nicht und über den Wert der freien Meinungsäußerung. Zum Abschluss bekommt Groschek noch den Stadtorden verliehen und noch eine Mahnung von Ulla Hornemann mit auf den Weg: "Denk immer an deine Verpflichtung, dein ministerielles Füllhorn über Wesel auszuschütten."

(RP)
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