Wesel Missbrauch auf Reiterhof: Freispruch

Wesel · Elke H. und Silke B. (alle Namen geändert) hatten Mühe, ihre Tränen zu unterdrücken. Dass das Weseler Schöffengericht den angeklagten Besitzer eines Reiterhofes vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs an ihnen und Britta K. freigesprochen hatte, konnten die beiden jungen Frauen kaum fassen. Richter Ollesch versuchte den beiden heute 20-Jährigen gestern bei der Urteilsverkündung die Gründe für die Entscheidung deutlich zu machen. Auch wenn die Gutachter Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussagen von Silke und Britta gehabt hätten, bedeute dies nicht, dass die damals 14 und 16 Jahre alten Mädchen gelogen hätten. "Allerdings ist seine Schuld nicht zu beweisen. Deshalb heißt es: Im Zweifel für den Angeklagten", so Ollesch.

Der zweifache Familienvater hatte während der Verhandlung durch seine Anwälte erklären lassen, dass er 2003 mit knapp 40 ein Liebesverhältnis mit Silke und Britta angefangen habe und heute wisse, dass dies falsch gewesen sei. Er habe die Mädchen aber zu nichts gezwungen, was sie nicht selbst gewollt hätten. Auch die Annäherungsversuche an Elke tue ihm Leid. An die junge Frau wird er wegen Nötigung ein Schmerzensgeld von 2000 Euro zahlen.

"Wie in einer Telenovela"

Während der Verhandlung gestern nicht mehr als Zeugin vernommen wurde die ehemalige Geliebte des Landwirts. Die soll, so Ollesch, nach dem Ende der Beziehung mit den drei Mädchen auf dem Reiterhof in Kontakt gestanden und diese womöglich dazu bewegt haben, Anzeige gegen ihren Ex zu erstatten. "Man kann hier wirklich nur spekulieren. Aber das Ganze ist schon telenovelamäßig", formulierte es Ollesch. Trotz des Freispruchs ließ es sich der erfahrene Richter nicht nehmen, das Verhalten des Mannes als "moralisch verwerflich" zu bezeichnen. Wichtig sei für alle Beteiligten aber nun, dass der Prozess, der im Juni 2006 begonnen hatte und wegen eines persönlichen Schicksalsschlags einer Gutachterin erst gestern fortgesetzt werden konnte, nur endgültig abgeschlossen ist.

Ob der Richterspruch Silke B., die als Nebenklägerin im Schöffengericht aufgetreten war, helfen wird, mit dem Erlebten fertigzuwerden, bezweifelt deren Anwalt. Silke leide sehr, komme über die ganze Sache einfach nicht hinweg. "Was ihr hilft", so der Anwalt, "sind Gespräche. Für meine Mandantin gibt es derzeit noch kein Licht am Horizont."

(RP)
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