Nach 20 Jahren im Schloss Mister Moyland geht

Niederrhein · Johannes Look verlässt Schloss und Museum, die er als Verwaltungsdirektor 20 Jahre lang mit auf Kurs hielt, und geht in Pension. Er gehört zu jenen, die Moyland schon seit dem Beginn in den ausgehenden 1980er Jahren begleiten.

Nach 20 Jahren im Schloss: Mister Moyland geht
Foto: Evers Gottfried

Es war ein langer Tag. Ein Tag, der das Berufsleben des jungen Verwaltungsbeamten völlig auf den Kopf stellen sollte. Johannes Look, Anfang 30 und Pressesprecher des Kreises Kleve, saß Ende der 1980er Jahre in Nimwegen in einem kleinen Büro, dessen Fenster auf die breite Waal und die Niederung auf der anderen Seite blickte. Hier residierte der Kustos für moderne Kunst der Commanderie van Sint Jan - Hans van der Grinten.

Van der Grinten sollte die Museumslandschaft des Unteren Niederrheins auf den Kopf stellen und ein "Institut" (so nannte er sein Projekt später) schaffen, das es in dieser Art zwischen Düsseldorf und Arnheim nicht gab. Inhalt: Die Sammlung van der Grinten, die er und sein jüngerer Bruder Franz-Joseph auf Anraten von Joseph Beuys in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut hatten, darin ein riesiges Konvolut von Beuys-Arbeiten.

Dafür brauchte van der Grinten den Bürgermeister der Gemeinde Bedburg-Hau, Hans Geurts, den Oberkreisdirektor, Hans-Wilhelm Schneider, und vor allem den NRW-Ministerpräsidenten (und späteren Bundespräsidenten) Johannes Rau. Look sollte die "Schnittstelle" zwischen dem Kreis und diesem Institut sein.

Schneider hatte ihm in seiner unprätentiösen Art angekündigt: "Herr Look, da kommt ein großes Projekt. Wenn es funktioniert". Er machte auch keinen Hehl daraus, dass das Ganze hoch kompliziert werden könnte. Dieses Projekt war Museum Schloss Moyland.

Hans van der Grinten zog sie alle auf seine Seite - und auch Johannes Look wurde in dem Büro über der Waal von der Idee Moyland infiziert. Moyland wurde sein Fulltime-Job und sollte ihn bis heute, fast 30 Jahre nach den ersten Gesprächen, in Beschlag nehmen: Er steuerte das "Institut" als Verwaltungsdirektor, auch durch so manchen finanziellen Engpass.

Jetzt ist seine Stelle ausgeschrieben und wird neu besetzt. 2018, mit 65 Jahren, geht der Mann in den Ruhestand, der Moyland von Beginn an begleitete. Look nahm ab Anfang der 90er Jahre die Zügel der Verwaltung in die Hand. "Uns war klar, dass es in Moyland keine Stadtverwaltung im Hintergrund gab und gibt - hinter der Konstruktion Moyland musste eine eigene Verwaltungshoheit stehen", sagt er.

Es waren die so wichtigen "Niederungen" der Verwaltung, in denen es schon vor der Eröffnung Moylands Probleme zu lösen galt. "Plötzlich war ganz viel Geld da - und keiner wusste, wohin damit", erinnert sich Look, als nach den Unterschriften unter den Verträgen Millionen-Beträge aus Düsseldorf flossen. Man reagierte mit dem für das Projekt typischen Pragmatismus: Look ging mit van der Grinten zur Kranenburger Sparkassenfiliale und eröffnete ein Konto.

Die Anfänge hatte Moyland 1992 in den Räumen des Kranenburger Katharinenhofes. Die ersten Mitarbeiter waren Maria Moors und Klaus Ebbers, heutiger Technik-Chef im Schloss. "Hans van der Grinten war sich von Beginn an bewusst, wie wichtig die Werkstatt für ein Museum ist", so Look, der als der "Herr vom Kreis", wie van der Grinten ihn betitelte, bald weitere Mitarbeiter zufügen konnte.

Klar war, dass Moyland Eigenmittel erwirtschaften musste, klar sei gewesen, dass es Veranstaltungen rund ums Schloss geben sollte: "Hans van der Grinten sorgte dafür, dass die Nordwiese für Konzerte vorbereitet wurde", so Look. Der Verwaltungsdirektor verwaltete deshalb nicht nur, er betreute Bands und war dabei, als Beck sein Klavier auf die Brücke des Schlosses warf. Bürgermeister Hans Geurts regte den Kunsthandwerkermarkt an, der bis heute fast 1,5 Millionen Besucher zum Schloss zog.

Doch der Verwaltungschef hat auch ein Faible für Kunst - seine ersten Bilder kaufte er weit vor seiner Moyländer Zeit bei Johan Peter Heek, nachdem tüchtig Cognac geflossen war, sagt er lachend. In Moyland waren seine Highlights der Ankauf der Chillida-Skulptur Elkartu und der Byars Amphore.

Sein "Liebling Moyland" ist dagegen derzeit im Depot: Eine Glasarbeit von René Acht, die früher im Treppenhaus hing. Jetzt, wenn er in Pension ist, wird er sich wieder um seine eigene Sammlung kümmern können, auch um sich selbst, sagt er. Und die Entwicklung Moylands entspannt von außen beobachten . . .

(mgr)
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