Kreis Wesel Mit Kunststoff aus Rheinberg um die Welt

Kreis Wesel · Solvay produziert das extrem robuste Para-Granulat für die Zylinder im Solarflugzeug Solar Impulse 2.

 Links: Sprecherin Nicole Dinter und Werkleiter Dr. Richard Rösler mit einem Modell des Flugzeugs und einem Zylinder der ersten Generation. Rechts: das in Rheinberg produzierte Granulat.

Links: Sprecherin Nicole Dinter und Werkleiter Dr. Richard Rösler mit einem Modell des Flugzeugs und einem Zylinder der ersten Generation. Rechts: das in Rheinberg produzierte Granulat.

Foto: Fischer Armin

Wenige Tage noch, dann wird der Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard mit der "Solar Impulse 2" in Abu Dhabi einschweben. Dann haben er und sein Partner André Borschberg mit dem Solarflugzeug die Welt umrundet und können auf ein einzigartiges Erlebnis zurückblicken. Nach knapp dreieinhalb Jahren und 25 Etappen mit mehr als 35.000 Flugkilometern. Geflogen ohne einen einzigen Tropfen Treibstoff.

Dr. Richard Rösler, Leiter des Rheinberger Solvay-Werks, ist fasziniert von dieser Mission und auch ein bisschen stolz. Denn Solvay ist einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Unterstützer und Sponsor und seit 2014 Technologie-Partner des Projekts. "Das ist die Fortsetzung des Geistes von Solvay, mit Leidenschaft am Fortschritt zu arbeiten", sagt Rösler überzeugt.

Kreis Wesel: Mit Kunststoff aus Rheinberg um die Welt
Foto: Fischer Armin

Die "Solar Impulse 2" besteht aus 6000 Bauteilen. 15 davon sind Solvay-Produkte. Eines davon wird in Rheinberg hergestellt: Polyarylamid, kurz Para genannt - ein sehr spezielles Kunststoffgranulat. Es wird seit 1989 in einer Rheinberger Anlage im Westteil des Industrieparks hergestellt. "Die Para-Anlage wird inzwischen von Inovyn betrieben, gehört aber nach wie vor Solvay", sagt der Werkleiter.

Der Spezialkunststoff wird überwiegend für Stoffe verwendet, die große Temperaturunterschiede vertragen können müssen, Einfassungen von Autospiegeln beispielsweise. Die Firma Pneumax hat einen Pneumatikzylinder daraus gefertigt, der zum Öffnen und Schließen der Fahrwerkstüren des Solarflugzeugs eingesetzt wird. Dr. Rösler zeigte gestern ein Vorgängermodell aus der Solar Impulse 1: "Das ist noch etwas größer, wurde aus Metall gefertigt und wiegt 1,5 Kilo."

 Solar Impulse fliegt nach der Überquerung des Pazifik über die Golden Gate Bridge. Das Solarflugzeug umrundet von Abu Dhabi aus die Welt.

Solar Impulse fliegt nach der Überquerung des Pazifik über die Golden Gate Bridge. Das Solarflugzeug umrundet von Abu Dhabi aus die Welt.

Foto: Solvay

Der bei der Weltumrundung eingesetzte Zylinder ist dank des Know-hows aus Rheinberg kleiner und vor allem deutlich leichter - er wiegt nur noch 400 Gramm. Rösler erklärt, warum das so wichtig ist: "Das Solarflugzeug wiegt 2300 Kilogramm, 633 Kilo wiegen allein die Akkus. Die Spannweite der Tragfläche misst 72 Meter und entspricht der eines Großraumpassagierflugzeuges. Ein Quadratmeter Tragfläche mit Solarzellen erzeugt 30 Watt und hält acht Kilogramm Gewicht in der Luft."

Die "Solar Impulse 2" hat insgesamt 17.248 Solarzellen und leistet Erstaunliches: Bis zu 9000 Meter hoch kann der Flieger durch die Sonnenkraft steigen, bevor er die Thermik nutzt und weiter gleitet. Überwiegend nachts kommen dann die Motoren zum Einsatz. Motoren mit einer nahezu lächerlichen Leistung von nur etwa 15 PS. Ausreichend, um eine Weltumrundung für die Geschichtsbücher hinzubekommen. Eine wegweisende technische Meisterleistung, an der auch die Rheinberger ihren Anteil haben.

(up)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort