Wesel/Dinslaken Mordfall Dagmar E.: Polizei hörte Verdächtige ab

Wesel/Dinslaken · Auswertung der Aufnahmen soll Licht in den Fall der getöteten Dinslakenerin bringen.

Gestern wurden die Mitschnitte vor dem Duisburger Landgericht wiedergegeben. Musik, Fahrgeräusche und Unterhaltungen in deutscher, englischer und amharischer Sprache waren zu hören. Ein Dolmetscher half bei der Übersetzung. Auch er hatte aufgrund der Nebengeräusche bei den Autofahrten Schwierigkeiten, die vier umfangreichen Audiodateien komplett zu übersetzen. Es sei nicht alles deutlich zu hören gewesen. Außerdem wurde nicht immer klar, welchem der vier Angeklagten welche Aussagen zugeordnet werden können.

Einer der drei angeklagten Brüder, die an der Ermordung der 58-jährigen Kosmetikerin am 30. September 2014 beteiligt gewesen sein soll, will weiterhin schweigen. Der Verteidiger eines weiteren Angeklagten sagte, dass sein Mandant nun keine weiteren Fragen mehr beantworten werde. Der Richter hatte zuvor nachgefragt, wem welcher Teil des Gesprächs zuzuordnen sei. Die Gespräche, die der Dolmetscher übersetzte, wurden im April, also etwa ein halbes Jahr nach dem Tod der Frau geführt. Kurz bevor der Sohn des Opfers die Ermittler zur Leiche führte, war er noch einige Male vernommen worden. Die Vernehmungen waren gezielt durchgeführt worden, um die Reaktionen der Beteiligten aufzeichnen zu können. Das Auto des 25-Jährigen war bereits mit Überwachungstechnik ausgerüstet.

Deutlich wurde, dass die Personen im Auto über eine mögliche Ortung der Handys zur Tatzeit gesprochen hatten. Die Handys, so einer der Männer, hätten abgeschaltet werden und zu Hause im Briefkasten liegen sollen, um eine Verfolgung zu verhindern. "Jetzt gibt es ein Problem", habe einer der Abgehörten gesagt. Auch über eine mögliche Bestrafung und weiteres Aussageverhalten habe man sich unterhalten. "Er meint, falls es aufgedeckt wird, dass er sagen will, dass er es getan hat!", wiederholte der Übersetzer eine Aussage. Auch über den Einsatz von Hunden beim Auffinden von Spuren wurde gesprochen und dass man vorgeben soll, sich nicht an Details zu erinnern. Bisher hat der ebenfalls angeklagte Alexander E., Sohn des Mordopfers, den zur Tatzeit 17-jährigen Mitangeklagten beschuldigt, die Frau vor seinen Augen ermordet zu haben. Zwei der Angeklagten dagegen sagten, dass der Sohn seine Mutter in einem anderen Zimmer getötet und sie dann zur Hilfe gerufen habe. Daraufhin hätten sie ihm beim Vergraben der Leiche geholfen. Der vierte Angeklagte soll nicht am Tatort gewesen sein, seine Brüder aber zu der Tat angestiftet haben.

(BL)
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