Wesel/Dinslaken Mordprozess: Mitangeklagte belasten Sohn von Dagmar E.

Wesel/Dinslaken · Mutmaßlicher Auftraggeber aus Wesel bestreitet Vorwürfe der Staatsanwaltschaft.

Die Staatsanwaltschaft wirft einem 26-jährigen Mann aus Wesel vor, seine Brüder zum Mord an der Dinslakenerin Dagmar E. angestiftet zu haben. Der allerdings bestritt gestern am vierten Verhandlungstag vor dem Duisburger Landgericht seine Beteiligung an dem Geschehen. Er ließ seinen Verteidiger eine Erklärung verlesen, wonach seine Brüder lediglich geholfen hätten, die Leiche der Dinslakenerin zu vergraben. Damit stützte er die Aussage seines jüngsten Bruders. Der bisher noch als Haupttäter angeklagte 19-Jährige hatte beim vorhergehenden Verhandlungstermin den Sohn des Opfers, Alexander E., schwer belastet und ihn als den eigentlichen Täter benannt.

Auch der Weseler erklärte jetzt, dass seine Brüder vom Sohn von Dagmar E. vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien. Alexander habe seiner Mutter Schlafmittel gegeben und sie getötet. "Meine Brüder haben Alexander erst für verrückt gehalten", beschrieb er deren Reaktion auf die Behauptung des Sohnes, dass er seine Mutter getötet habe. Als sie dann die Leiche sahen, hätten sie ihm bei deren Beseitigung geholfen. Der Weseler räumte lediglich ein, Schaufeln gereinigt zu haben, die - ohne sein Wissen - beim Vergraben der Leiche im Hünxer Wald verwendet wurden.

Abweichungen zu seiner während der Vernehmung bei der Polizei gemachten Aussagen erklärte der 26-Jährige damit, dass er von seinem anderen Anwalt falsch beraten worden sei. Dieser habe ihm die Worte zum Teil vorgegeben und ihn schlecht auf die Vernehmung vorbereitet. Sein 19-jähriger Bruder beantwortete gestern Rückfragen der Staatsanwaltschaft nach seinen beim letzten Termin abgegebenen Erklärungen. Der 19-Jährige beharrte darauf, dass er keinerlei Gewalt auf die Frau ausgeübt hat. Weiterhin erklärte er, mehrfach Geld vom Sohn der Getöteten erhalten zu haben. Er sei regelmäßig von ihm beschenkt worden. Auch Alexander E. wurde erneut angehört. Er bestritt, dass es Schlafmittel im Haus gab. Nochmals schilderte er, wie seine Mutter von seinen Freunden umgebracht worden sei. "Nein, bitte nicht, oh Gott!" seien deren letzten Worte gewesen, dann habe sie noch einen kurzen Schrei ausgestoßen, bevor sie gestorben sei. Die Tüten, in denen die Leiche zum Hünxer Wald gefahren wurde, hatten die Männer in Duisburg entsorgt.

Ausführlich berichtete ein Sachverständiger über den Zustand der Leiche. Es seien Verletzungen am Körper festgestellt worden, die auf stumpfe Gewalteinwirkung hinweisen. Wahrscheinlich sei Dagmar E. erstickt. Die Verletzungen ließen auf stumpfe Gewalteinwirkung im Mundbereich schließen. Es gebe aber auch Zeichen von Gewalt am Hals, die auf ein Strangulieren hinweisen. Das müsse man sich aber eher als Verletzungen durch Zerren an Textilien oder einer Kette vorstellen. Einige Verletzungen könne man als Folge von "Draufknien" werten. Dass Dagmar E. Schlafmittel verabreicht wurden, schloss der Sachverständige aus.

(RP)
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