Wesel Musikalische Bibelgeschichte begeistert

Wesel · Der Städtische Musikverein und der Grafschafter Konzertchor gaben ein bemerkenswertes Konzert im Willibrordi-Dom.

Der Mut, Neues zu wagen, in diesem Fall eine Sinfonie mit einer Kantate als Schluss-Satz einzustudieren, wurde von den Hörern mit stehendem Applaus belohnt. Sonntagabend im Willibrordi-Dom das Chor- und Orchesterkonzert des Städtischen Musikvereins gemeinsam mit dem Grafschafter Konzertchor, begleitet vom Rheinischen Oratorienorchester unter der Gesamtleitung von Hans-Günther Bothe. Das Programm: "Zion", op. 49 von Niels W. Gade, ein 1874 komponiertes Werk für ein Musikfest, und "Lobgesang", op. 52 , die Sinfonie Nr. 2 von Felix Mendelssohn. Gespannt waren die vielen Hörer in der großen Stadtkirche.

Gades Werk, obgleich relativ kurz, basierte wie Mendelssohns "Lobgesang" auf biblischen Erzählungen, die in beiden Fällen in in poetische Prosa gegossen war. "Höre" rief es geradezu plastisch greifbar vom Orchester, bevor der Chor in Gades "Zion" mit seinem gesungenen Aufruf einsetzte: "Höre, mein Volk Israel, höre des Herrn Wort!" Von Wundern aus uralten Tagen, von der Wanderung aus Ägypten und der Gefangenschaft in Babylon berichtete der Chor. Ein wenig schwammen die ersten Zeilen - das Orchester, besonders die Bläser, etwas zu laut, der lange Nachhall unter den Kirchengewölben noch nicht gänzlich ins eigene Tun integriert. Aber dann lief alles. Dumpfe Instrumentalklänge illustrierten die Qual des gefangenen Volkes in Babylon. Heimkehr und Prophezeiung des neuen Jerusalem sang zum großen Teil die Sopran-Solistin Ilona Markarova. Spontan regten sich nach Gade applaudierende Hände.

Äußerlich mag Mendelssohns "Lobgesang" an Beethovens einsame Neunte erinnern - eine Sinfonia mit einer Kantate im vierten Satz. Nun, hier nach forderndem Bläser-Auftakt feine Streichermelodien, die sich bald zum Preisgesang steigern. Nach dem Adagio religioso strahlen Sopran und Frauenchor auf: "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!" Deutlich und sinnvoll artikulierend rühmte der Tenor Patrick Henckens in Rezitativ und Arie - die Erlösung aus der Gefangenschaft - bevor der Chor Gott dafür dankte. Zwei Solo-Soprane (Agnes Lipka, sehr helle Stimme, und wieder Ilona Markarova, nach Mezzo tendierend), dann der Chor priesen ihrerseits des Herrn Walten. Aufrüttelnd des Tenors Frage : Ist die Nacht hin?" und die Bejahung des hellen Soprans und des Chors. Dieser erhebt nun sein ergreifendes A-cappella -Lied "Nun danket alle Gott", klar und mit nuancierter Steigerung. Sopran und Tenor besingen Gottes Treue. In den hymnischen Schlusschor fällt zuletzt auch die große Orgel ein: "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!" Besinnungspause der Hörer, dann springen schon die ersten zum stehenden Beifall auf. Bothe gibt den Dank an alle Mitwirkenden weiter, besonders an die unverzichtbare wachsame Konzertmeisterin.

(hb-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort