Hamminkeln Nabu-Verbände wollen Stadt verklagen

Hamminkeln · Die Naturschützer bekämpfen die vom Rat beschlossenen Windräder im Naturschutzgebiet Dingdener Heide.

 Kampf gegen Windmühlen: Peter Malzbender (Nabu Wesel), Hans Glader und Rudolf Souilljee (beide Nabu Borken, v.l.) verteidigen die Hohe Heide.

Kampf gegen Windmühlen: Peter Malzbender (Nabu Wesel), Hans Glader und Rudolf Souilljee (beide Nabu Borken, v.l.) verteidigen die Hohe Heide.

Foto: E. Malz

Peter Malzbender redet sich in Rage. Auf ein paar Modellflieger, da nehme man Rücksicht. Aber auf die Natur? Auf den Rotmilan, der doch in der Dingdener Heide heimisch ist? "Wir haben da eine nationale Verantwortung", sagt Malzbender, der sich erst am Samstag für weitere vier Jahre zum Vorsitzenden des Kreisverbandes Wesel des Naturschutzbundes (Nabu) wählen ließ.

Die Windenergie soll in die Dingdener Heide einziehen; hohe Räder aufgestellt werden, mit riesigen Rotorblättern. Erst in der vergangenen Woche hat der Planungsausschuss des Hamminkelner Stadtrats genau das beschlossen (die RP berichtete). Vier Windräder in der Hohen Heide und der Ortschaft Nordbrock sollen die Energiewende nach Hamminkeln holen. Für die Nabu-Kreisverbände Borken und Wesel ist das ein Ärgernis.

Sie haben sich deshalb entschlossen, entschieden gegen die Windräder im Naturschutzgebiet Hohe Heide anzukämpfen. Den grünen NRW-Umweltminister Johannes Remmel wollen sie kontaktieren, eine 300 Hektar große Fläche zu einem "Natura 2000"-Gebiet (einem hohen EU-Naturschutz-Standard) erklären lassen - und gegen die Stadt Hamminkeln klagen.

Diese Klage wollen Malzbender, sowie Hans Glader und Rudolf Souilljee vom Nabu-Kreisverband Borken mit einem Gutachten begründen, das Grundlage der Entscheidung des Planungsausschusses gewesen ist. Dieses Gutachten beziehe die Erkenntnisse des Nabu etwa zum Brachvogel, der in der Dingdener Heide beheimatet ist, nicht mit ein. Es berücksichtige lediglich den Zeitraum der vergangenen zwei Jahre - zu wenig in den Augen der Naturschützer. Das Gutachten habe der Investor der Windräder in Auftrag gegeben und bezahlt, weshalb von Unabhängigkeit keine Rede sein könne.

Der Planungsausschuss für vier weitere Windräder in Hamminkeln habe also auf einer falschen Grundlage entschieden. Peter Malzbender kündigte an, für eine Klage den Nabu-Landesverband einzuschalten.

Rudolf Souilljee beklagt, dass der Naturschutz nicht für voll genommen werde. "Es ärgert uns sehr", sagt er. Und Hans Glader findet: "Hier passiert das Gegenteil zu den Farbbroschüren der Ministerien." Biodiversität und Artenschutz würde überall in der Politik bekräftigt, aber in der konkreten Situation entscheide man sich dagegen. Aber Glader betont: "Wir sind natürlich nicht gegen Windkraft". Alle Windräder habe man akzeptiert. "Aber nicht hier im Naturschutzgebiet", sagen die drei vom Nabu unisono.

Rechtlich ist es so, dass Windräder im Baugesetz bevorzugt behandelt werden. Klagen dagegen scheitern oft an einer Privilegierung der Windenergie. Anders als die Vermutung nahelegt, sind Naturschutzgebiete aber keine Tabuzonen für Windräder. Es müssen lediglich ausreichende Abstände zu den Rotoren eingehalten werden. Das Land NRW verpflichtet seine Kommunen hinreichend Fläche für Windenergie zur Verfügung zu stellen. Hamminkeln hat deshalb für die Hohe Heide und Nordbrock gestimmt.

Glader ist auch von den Grünen enttäuscht, die im Ausschuss für die Windräder gestimmt haben. Auch deswegen wollen sie nun auf allen Kanälen gegen die Windräder werben. Auch auf der angekündigten Bürgerversammlung.

(RP)
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