Wesel Nach dem Abi Friedensarbeit

Wesel · Vier Abiturienten des Konrad-Duden-Gymnasiums starten in den nächsten Wochen in ein neues Leben: Im Ausland engagieren sie sich in sozialen Projekten. Und: Autorin informiert Oberstufenschüler über das Leben Dudens.

 Vier Abiturienten des Konrad-Duden-Gymnasiums starten in den nächsten Wochen in ein neues Leben.

Vier Abiturienten des Konrad-Duden-Gymnasiums starten in den nächsten Wochen in ein neues Leben.

Foto: ddp

Die meisten der 124 Abiturienten des Weseler Konrad-Duden-Gymnasiums werden ab Herbst studieren oder eine Lehre beginnen. Nach Wegfall von Wehr- beziehungsweise Zivildienst eine logische Entscheidung. Doch es gibt auch einige, die sich bewusst anders entschieden haben und für mehrere Monate ein ganz neues Leben in einem anderen Land führen werden — um anderen zu helfen und Lebenserfahrung zu gewinnen.

"Wenn nicht jetzt ins Ausland, wann dann?" Julia Appels aus Flüren hat ein Top-Abi gemacht. Schnitt: 1,0. Medizin will sie studieren — wenn sie zurück ist aus Ghana. Mit Hilfe der Organisation "Travel works" wird die 19-Jährige fünf Monate in einem Waisenhaus arbeiten, in dem Kinder von zwei bis 14 Jahren leben. "Die Kleinen waschen, das Frühstück vorbereiten, etwas Mathe und Englisch unterrichten — das werden meine Aufgaben sein", sagt Julia, die durch eine Freundin von dieser Form der Freiwilligenarbeit erfuhr und sich mit Ghana bewusst ein Land ausgesucht hat, "in dem die Menschen Hilfe besonders nötig haben".

Ebenfalls in Afrika leben und arbeiten wird ab Mitte September Matti Henning. Im Rahmen des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit geförderten Freiwilligendienstes "weltwärts" wird der Weseler ein Jahr lang im Mini-Staat Malawi auf einem Campus leben, in dem Grundschullehrer ausgebildet werden. In einer Integrativen Klasse, in der 15 unter ADHS leidende Kinder und Autisten unterrichtet werden, "werde ich alles machen, was anfällt." Er macht sich keine Illusionen darüber, dass er im "ärmsten Land der Welt", in der Aids ein riesen Problem ist, "sehr schlimme Dinge" sehen wird. Aber sein Entschluss steht fest: "Ich habe mein Leben lang in einer konsumorientierten Gesellschaft gelebt und davon profitiert. Nun möchte ich davon etwas zurückgeben."

Ebenfalls mit Autisten, allerdings mit Erwachsenen, beschäftigt sich Hannah Bisdorf bei ihrem freiwilligen Friedensdienst in Israel für die Evangelische Kirche im Rheinland. Die engagierte Abiturientin aus Mehrhooger wird unweit von Tel Aviv ein Jahr lang in einem Wohnheim mit 18 Autisten tätig sein.

Beispiel der Mutter gefolgt

Vor 30 Jahren war Eva Chiwaeze für die "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste" in den USA. Tochter Nora (20) wird es ihr gleichtun. Sie fliegt für ein Jahr nach New York, wo sie für die jüdische Interessenorganisation American Jewish Commitee tätig sein wird. "Nach einem Besuch in KZ Buchenwald stand für mich fest, als Deutsche Versöhnungsarbeit zu leisten", sagt Nora.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort