Nach der Wahl: Junge Politiker aus dem Kreis Wesel im Interview

Wesel · Was denken junge Politiker im Kreis über die Bundestagswahl, was treibt sie an? Zum Auftakt sprechen wir mit Simon Bremer (25, Julis Schermbeck).

Nach der Wahl: Junge Politiker aus dem Kreis Wesel im Interview
Foto: Scheffler

Herr Bremer, dass Jugendliche sich politisch engagieren, ist eher ungewöhnlich. Seit wann sind Sie politisch aktiv?

Bremer Seit 2011 bei den Jungen Liberalen, seit 2014 bei der FDP. Ich war zunächst reserviert, weil die Partei ein wenig altbacken wirkte. Ich komme nicht aus einer Familie mit Parteibuch. Aber Guido Westerwelle war mir sympathisch. Zudem stellte ich mir die Frage, wie ich leben will und inwieweit ich selbst über die Zukunft mit entscheiden will. Das hat mich damals umgetrieben. Ich kam durch den Religionsunterricht zur Politik, weil dort diese Fragen in mir aufkamen.

Wofür stehen die Julis?

Bremer Wir setzen uns unter anderem für das Nightmover-Ticket ein: Wenn Jugendliche nachts ausgehen, dann ist es oft teuer und zu umständlich, zurückzukommen. Daher wollen wir mit Lokalitäten kooperieren, damit diese Tickets ausstellen, mit denen man vergünstigte Taxifahrten bekommt. Ein Busunternehmen richtet schließlich eine Buslinie nur ein, wenn diese sich rechnet. Letztlich sind das Unternehmen, die rentabel geführt werden müssen. Auf Landesebene setzen wir uns dafür ein, dass Informatik und Wirtschaft Teil des Lehrplans werden.

Wie unterscheiden sich Julis und die FDP?

Bremer Naja, bei der Cannabis-Legalisierung stößt man bei älteren Liberalen zuweilen auf Unverständnis. Wir Julis wollen zudem die GEZ entschlacken, was die Mutterpartei so nicht will.

Wie viel Zeit investieren Sie in die politische Arbeit?

Bremer Ein paar Stunden die Woche.

Gibt es politische Ziele, vielleicht irgendwann beruflich als Politiker zu arbeiten?

Bremer Ich arbeite als Immobilienkaufmann in Dortmund. Ich bin mit meiner ehrenamtlichen Arbeit als Kommunalpolitiker sehr glücklich und plane kein Leben als Berufspolitiker.

Man konnte im zurückliegenden Wahlkampf den Eindruck gewinnen, als ob die FDP aus einer Person bestünde. Ist Christian Lindner wirklich so ein toller Typ?

Bremer Gegenfrage: Wen hatten denn die anderen Parteien auf ihren Wahlplakaten?

Nach dem Wahlausgang ist eine Regierung mit der FDP wahrscheinlich. Was halten Sie für besser? Regieren oder Opposition?

Bremer Uns geht es um Inhalte. Der Zehn-Punkte-Plan der FDP ist dabei wichtig. Der Weg führt in die Opposition, wenn keine liberale Handschrift im Koalitionsvertrag erkennbar ist.

Die AfD hat liberal anmutende Positionen. Sie ist etwa gegen Vermögens- und Erbschaftssteuer. Ist die FDP noch die einzig liberale Partei?

Bremer Ja, ganz klar. Die AfD ist beispielsweise gegen die Ehe für alle. Sie scheint liberal, aber im Kern ist sie autoritär.

Wer kann bei den Jungen Liberalen mitmachen?

Bremer Grundsätzlich jeder zwischen 14 und 35 Jahren. Wir hatten in diesem Jahr schon 30 Neueintritte.

DAS INTERVIEW FÜHRTE MORITZ HEMSTEG.

(RP)
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