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Interview: Ralph Müller-Schallenberg Neues Jagdgesetz: "Verbotspolitik und Praxisferne"

Wesel · Die Jäger in Nordrhein-Westfalen fühlen sich durch den Entwurf des neuen Jagdgesetzes von Umweltminister Johannes Remmel bevormundet. Im Mai 2015 soll das Papier vom Gesetzgeber verabschiedet werden. Die Jäger sprechen sich für wesentliche Veränderungen aus. RP-Mitarbeiter Kilian Treß sprach mit dem Präsidenten des Landesjagdverbandes, Ralph Müller-Schallenberg.

Sie bezeichnen den Gesetz-Entwurf als ein "trauriges Dokument der Bevormundung und Gängelung". Wo sehen Sie die Jäger konkret als bevormundet?

Ralph Müller-Schallenberg Die Verkürzung der jagdbaren Arten von über 100 auf 27, die Zerschlagung des Reviersystems, das ausdrückliche Baujagdverbot von Füchsen mit Hunden, das Fangjagdverbot mit Totschlagfallen, das generelle Tötungsverbot wildernder Haustiere, das Lockjagdverbot auf Rabenkrähen, die Jagdverbote auf bis zu 20 Prozent der Jagdfläche, die Ausrottung von Sika- und Muffelwild, die Fütterungsverbote, die Ausbildungsverbote für Jagdhunde und Wiedereinführung der antiquierten Jagdsteuer. Wir haben diese neue Runde staatlicher Verbotspolitik wie viele Leute gründlich satt.

Warum ist die gezielte Jagd wichtig?

Müller-Schallenberg Die Jagd ist ein Eigentumsrecht mit gesetzlicher Hegeverpflichtung. Deshalb ist der Gesetzentwurf mit seinen massiven Eingriffen verfassungswidrig. Würde das Wirklichkeit, wäre es mit dem geschlossenen Reviersystem und der flächendeckenden Bejagung zu Ende - ein staatliches Willkommen für Wildschäden und Seuchen.

Können Sie uns Beispiele im neuen Landesjagdgesetz nennen, die Sie als völlig inakzeptabel empfinden?

Müller-Schallenberg: Wir haben eine Liste von 15 Punkten zusammengestellt, die wir heute bei unserer Regionalkonferenz ab 19 Uhr in der Niederrheinhalle in Wesel mit Landespolitikern besprechen werden. Der Protest gegen Remmels Gesetzentwurf ist schon jetzt massiv. Der Gesetzentwurf ist parteigrüner Lobbyismus pur. Wir sind sehr gespannt, ob die SPD das mitmacht. Wir erwarten Antworten. Abwarten geht jetzt nicht mehr.

In Zukunft sollen Totschlagfallen, die Baujagd auf Füchse und Dachse verboten werden. Zudem dürfen Hunde nicht mehr an flugunfähigen Enten ausgebildet werden. Wie sehr würde das die Arbeit des Jägers erschweren?

Müller-Schallenberg: Das geplante Verbot der Baujagd und massive Einschränkungen bei der Fangjagd belasten die ohnehin gefährdeten Arten weiter. Das geplante Verbot der Lockjagd auf Rabenkrähen außerhalb der Einzeljagd führt zu erheblichen Schäden in der Landwirtschaft, setzt Tierarten und Bodenbrüter immer größerem Druck von Fressfeinden aus und ist völlig praxisfern. Und die Einschnitte bei der Jagdhundeausbildung bedeuten nicht mehr, sondern weniger Tierschutz. Der ganze Gesetzentwurf ist eine Mischung aus Verbotspolitik und Praxisferne.

Auf privaten Grundstücken dürfte eine Jagd aus ethischen Gründen abgelehnt werden. Warum würde das den Job des Jägers beschneiden?

Müller-Schallenberg: Dann bekommen wir einen jagdlichen Flickenteppich, der das Ende des deutschen Reviersystems wäre, das als vorbildlich in der Welt gilt. Neben dem verfassungswidrigen Angriff auf die Eigentums- und Handlungsfreiheit von Jägern und Grundeigentümern würden Wildschäden und Seuchenzügen Tür und Tor geöffnet.

Nun soll auch ein Abschussverbot für wildernde Katzen und Hunde in Ausnahmefällen kommen. Was glauben Sie, ist die Gefahr für die Städte und Natur?

Müller-Schallenberg Das generelle Tötungsverbot für wildernde Katzen verhindert Wildtier- und Artenschutz. Uns ist es allen tausend Mal lieber, wenn die Halter auf ihre Haustiere aufpassen. Kein Jäger jagt Katzen. Aber selbst die Parteigrünen räumen ein, dass wir ein Katzenproblem haben. Das Tötungsrecht ist eine Art Notwehr. Wir können uns angesichts des Artensterbens und 40 bedrohter Vogelarten keinen geteilten Tierschutz leisten. Viele beklagen, dass sie in Gärten und Parks oft keine Singvögel mehr sehen und hören. In Australien ist die Lage noch dramatischer, dort richten verwilderte Katzen ein Gemetzel an und töten bis zu 80 Millionen Tiere - am Tag. Experten zufolge sind sie für das Aussterben von Dutzenden Tierarten verantwortlich.

(RP)
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