Hamminkeln Neues Leben im "Haus der vier Linden"

Hamminkeln · Architekt Holger Ebbert hat das Haus Oertmann an der Blumenkamper Straße gekauft. Das Denkmal wurde 1780 erbaut und repräsentiert das alte bäuerliche Hamminkeln. Büros und vielleicht auch ein Café entstehen hier.

 Das Haus Oertmanns an der Blumenkamper Straße wurde 1780 erbaut und steht unter Denkmalschutz. In die obere Etage und ins Dachgeschoss wird ein Architekturbüro einziehen, im Erdgeschoss könnte ein Café eröffnen (oben). Die Einrichtung der letzten Bewohnerin Klara Oertmanns ist größtenteils noch erhalten, so wie der alte Ofen in der Küche (links).

Das Haus Oertmanns an der Blumenkamper Straße wurde 1780 erbaut und steht unter Denkmalschutz. In die obere Etage und ins Dachgeschoss wird ein Architekturbüro einziehen, im Erdgeschoss könnte ein Café eröffnen (oben). Die Einrichtung der letzten Bewohnerin Klara Oertmanns ist größtenteils noch erhalten, so wie der alte Ofen in der Küche (links).

Foto: Hesse

Lange stand das trutzige Haus an der Blumenkampfer Straße leer. Es ist als Haus Oertmanns bekannt und eines der letzten originalen Gebäude aus den Zeiten, als Hamminkeln noch ländlich war. Zwischen Rathaus und dem Geschäft Michelbrink gelegen, gehört es nicht nur zu den bekannten historischen Bauten im Zentrum, es ist auch ein Denkmal und mit den ebenfalls denkmalgeschützten Linden vor der Fassade ein unübersehbares dazu.

"Haus der vier Linden" wird es auch genannt. Gerade sind die Bäume gestutzt worden, und das gefällt Holger Ebbert, dem neuen Besitzer. Das ganze Ensemble ist ein erstaunlich gut erhaltenes Stück Alt-Hamminkeln, von einem Schmiedezaun umgeben und mit dem Restwirtschaftsgebäude im Hinterhof. Es repräsentiert mitten im Dorf das bäuerliche Hamminkeln der Vergangenheit. Ebbert ist Architekt und fasziniert von dem Backsteinbau mit seinen hohen Zimmern und alten Holzböden. Er will im ersten Geschoss und dem auszubauenden Dachgeschoss sein Büro unterbringen. Danach wird er das Erdgeschoss in Angriff nehmen. "Ein idealer Ort für ein Café", findet er.

 Architekt Holger Ebbert hat das Haus Oertmanns erworben.

Architekt Holger Ebbert hat das Haus Oertmanns erworben.

Foto: Hesse Thomas

Die geschichtlichen Daten hat der Hamminkelner Verkehrsverein (HVV) auf ein Schild gravieren lassen. Das 1780 erbaute Haus stand einst für Landwirtschaft ebenso wie für Gastwirtschaft und Schnapsbrennerei. 2008 war die letzte Bewohnerin Klara Oertmann im Alter von 93 Jahren gestorben. 2010 schmiedete der HVV Pläne, hier ein Heimathaus einzurichten. Doch die Kosten für den Erwerb - rund 400.000 Euro - und der Aufwand, es auszustatten, wären zu hoch gewesen.

Dafür, dass das Haus lange leer stand, ist es erstaunlich gut in Schuss. "Die Substanz ist hervorragend. Es wurde nicht viel verändert, es ist nicht verbaut", weiß Fachmann Ebbert. Die Vermarktungsbemühungen hielten sich in Grenzen, bis sich Ebbert interessierte. Ein Jahr lang haben die Verhandlungen gedauert. Nun plant der Architekt eine behutsame Renovierung, wobei er im Denkmal nicht viel bewegen darf und muss. So ist die Treppe, die mittig vom Eingangsbereich in die erste Etage führt, nicht nur steil, sondern auch ein Denkmal. Ebenso wie die offen verlaufenden Balkendecken, die verputzt wurden. Oder wie der Blausteinboden mit seinen großen Fliesen. In der Küche steht noch der alte Kohleherd, der befeuert wurde, so lange Klara Oertmann das Haus bewohnte. Schmuckstücke sind auch die Fenster mit ihren kleinteiligen Sprossensegmenten. Sie müssen teils stark aufgearbeitet werden, sollen aber als historischer Blickfang erhalten bleiben.

165 Quadratmeter Fläche im Erdgeschoss warten auf einen Nutzer, der das Ambiente geschmackvoll präsentiert. Ebbert wird 200 Quadratmeter für sein Büro benötigen, wofür er auch das Dachgeschoss mit seiner offenen Holzbauweise als Studio einrichtet. Hier werden im Dachbereich Fenster eingebaut. Rückwärtig im Hof will der Architekt ein Treppenhaus anbauen, die innere Treppe ist ihm zu steil. "Bewusst im modernen Stil, es soll erkennbar sein, was alt und was neu ist", sagt Holger Ebbert. Er freut sich, das Haus wieder zu beleben. "Man muss es erhalten, es ist die Seele des Dorfes", sagt er. Jetzt aber müssen erst einmal die Bau- und Umnutzungsanträge bei der Stadt gestellt werden. Auf Holger Ebbert wartet noch viel Arbeit, die er nun angehen möchte.

Weiterer Bericht Seite C 4

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort