Ölpellets-Skandal in Hünxe Totgeglaubter Prokurist aufgetaucht - Festnahme

Hünxe · Das Bundeskriminalamt hat den ehemaligen Prokuristen der Hünxer Firma Nottenkämper, Ingo L., festgenommen. Er soll Ölpellets illegal entsorgt und so Millionengewinne gemacht haben. Der Gesuchte hatte in einem Abschiedsbrief seinen Suizid angekündigt.

 Der Gahlener Mühlenberg: hier sollen mehr als 30.000 Tonnen Ölpellets und etwa 35.000 Tonen Kronocarb abgelagert worden sein.

Der Gahlener Mühlenberg: hier sollen mehr als 30.000 Tonnen Ölpellets und etwa 35.000 Tonen Kronocarb abgelagert worden sein.

Foto: Scheffler

Dem ehemalige Prokurist Ingo L. der Firma Hermann Nottenkämper OHG kann nun doch der Prozess gemacht werden. Nachdem er im August vergangenen Jahres einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte, musste von einem Suizid ausgegangen werden. Seine Leiche wurde aber nie gefunden.

Wie das Bundeskriminalamt nun mitgeteilt hat, konnten Zielfahnder des BKA bereits in der vergangenen Woche am Frankfurter Flughafen diesen Mann festnehmen. Ingo L. steht unter dem Verdacht, durch das illegale Entsorgen von Ölpellets Gewinne in Millionenhöhe erwirtschaftet zu haben.

"Das Landgericht Bochum erließ einen Haftbefehl wegen einer schweren Umweltstraftat, Betruges sowie Untreue", teilt das BKA mit. Obwohl der Tatverdächtige in einem Abschiedsbrief seinen Tod vortäuschte, konnten ihn die Zielfahnder des BKA im südafrikanischen Namibia aufspüren.

Durch die gute internationale Zusammenarbeit sei es gelungen, so das BKA, den Tatverdächtigen nach Deutschland abzuschieben und am Flughafen in Frankfurt festzunehmen. Zuletzt hatte es in Schermbeck immer wieder Gerüchte gegeben, dass Ingo L. noch lebt. Unsere Redaktion ging auch Hinweisen nach, wonach er sich in Ostdeutschland aufhielt.

Ingo L. war als Prokurist bei der Firma Nottenkämper eingestellt worden und blieb in dieser Funktion bis zum 10. Juli 2014. Parallel dazu betrieb er aber noch das Maklerunternehmen Wasteconsulting GmbH auf dem Gelände der Firma Nottenkämper in Oberhausen, Vogesenstraße 30. Die Firma Wasteconsulting befasste sich hauptsächlich mit der Sammlung und Entsorgung von Industriebabfällen. Bis zum unerklärlichen Verschwinden von Ingo L. war am Landgericht Bochum ein Verfahren gegen ihn anhängig.

Im Rahmen der jetzt möglichen Weiterführung des Verfahrens kann mit großer Wahrscheinlichkeit eine exaktere Erklärung gefunden werden, wieso an allen Kontrollmechanismen der Firma Nottenkämper vorbei mehr als 30.000 Tonnen Ölpellets und etwa 35.000 Tonen Kronocarb auf dem Mühlenberg im Gahlener Heisterkamp abgelagert werden konnten.

Bislang konnte das Gahlener BürgerForum nur spekulieren. "Eine Täuschung in diesem Ausmaß hätte Nottenkämper und den Verantwortlichen auffallen müssen", schrieb Stefan Steinkühler vom GBF am 25. Januar 2018 an den Kreis Wesel und ergänzte, "man hat ihm regelrecht den Boden für seine kriminellen Machenschaften bereitet."

Die Firma Nottenkämper sah sich jedoch in allen Gesprächen als Opfer. "Da müssen mehrere am Werk gewesen sein", vermutete Thomas Eckerth als Geschäftsführer der Firma Nottenkämper im Rahmen einer Infoveranstaltung im Café Holtkamp am 16. November 2017. Als einen "schändlichen Vertrauensmissbrauch" bewertete Eckerth das Handeln des ehemaligen Prokuristen Ingo L., der etwa fünf Jahre lang die Prokura der Firma besaß.

Jetzt kann der Angeklagte Ingo L. zu den betriebsinternen Kontrollen vom Staatsanwalt am Landgericht Bochum selbst verhört werden und vielleicht klären, wer ihm geholfen hat, die unerlaubte Anlieferung von Ölpellets an allen Kontrollen der Firma Nottenkämper vorbei zu managen.

Das Wiederauftauchen des Angeklagten Ingo L. wird auch vom Gahlener BürgerForum erfreut zur Kenntnis genommen. "Wir hoffen, dass das Aufgreifen zu mehr Klarheit bezüglich der Geschehnisse auf dem Mühlenberg und der Rollenverteilung aller Beteiligten führt", wünscht Matthias Rittmann. Ein zügiges Ende des Verfahrens sei wünschenswert, denn dann könne sich der Kreis Wesel bezüglich der Herausgabe der Gutachten auch nicht mehr auf ein bestehendes Verfahren berufen. "Dieses Verhalten", so Rittmann, "ist unseres Erachtens sowieso rechtlich nicht haltbar."

(RP)
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