Wesel Paddelparadies Diersfordter Waldsee

Wesel · Mit dem Kanu erschließt sich auf wunderbare Weise eine beeindruckende Seenlandschaft, die auch der Biber schätzt.

 Mit dem Kanu ging's drei Stunden auf den Diersfordter Waldsee – eine leise Art, sich einem weitgehend verborgenen Naturidyll zu nähern.

Mit dem Kanu ging's drei Stunden auf den Diersfordter Waldsee – eine leise Art, sich einem weitgehend verborgenen Naturidyll zu nähern.

Foto: Jürgen Bosmann

Jeder, der schon mal am Diersfordter Waldsee war, weiß, wie schön es dort sein kann. Weite Sicht auf den wunderschön gelegenen See mit den kleinen Inselchen, dichtes Grün rundherum, die Vögel zwitschern und ein kleiner Hafen für die Segler machen die Idylle perfekt. Leider hat nicht jeder Zugang zu diesem erholsamen aber weitgehend verborgenen Ort, der sich – einmal auf dem Wasser – als erstaunliche Weite offenbart. Davon konnte sich jetzt eine Gruppe Kanuten bei einer erstaunlichen Exkursion überzeugen.

Der Diersfordter Waldsee ist eigentlich eine Kiesabgrabung und gehört zum Gelände der Firma Suhrborg, die dort bereits seit 1961 fördert. Im Rahmen der Rekultivierung des 200 Hektar großen Sees wurde dort Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten geschaffen. Den zu erkunden, lohnt sich. Absolut.

Ich bin eine der erwartungsfrohen Paddler. Am Ufer des Yachthafens gehen wir an den Start. Auch für unerfahrene Kanuten ist der Einstieg ins Boot kein Problem. Es wackelt anfangs etwas, aber das Gefühl legt sich, wenn man die ersten Züge mit dem ungewohnten großen Paddel erfolgreich gemeistert hat.

Wenn man entspannt auf dem See gleitet, gibt es viel zu entdecken. Vorbei an einer kleinen Insel erklärt Holger Eberhard, Biologe und erfahrener Kanute: "Auf dieser Insel tummeln sich im Sommer unzählige Möwen, die hier brüten. Dann kann es richtig laut werden." Einmal rund um die Insel, und der kleine Rudertrupp legt an. Das Aussteigen ist wieder eine wacklige Angelegenheit, klappt aber. Auf dem Weg über die Landzunge zur Aussichtsplattform macht der kundige Beobachter Spuren der angesiedelten Biber aus, die dort meisterhaft den ein oder anderen Baum gefällt haben. Experte Eberhard erläutert den reichhaltigen Lebensraum, der hier geschaffen wurde. Am Waldsee finde man "ein Mosaik verschiedenen Lebensraumtypen". Das absolute Highlight seien die Biber, die am Ufer des Sees mittlerweile mindestens drei Burgen gebaut hätten. Neben den Biotopen zählen auch die Segler und Angler zum Bild des Sees. Auf dem Weg zum nächsten Höhepunkt unserer Kanutour kämpfen wir mit Gegenwind und Nieselregen. Aber dafür wartet eine Belohnung. Durch eine Engstelle erreichen wir die vielleicht schönste Ecke des erstaunlich großen Waldsees. Man fühlt sich wie in einer verwunschenen Welt, eingeschlossen von saftigem Grün, herrscht Stille im kleinen Idyll.

Einem Biber sind wir bei unserer Exkursion in die Märchenwelt leider nicht begegnet. Trotzdem paddeln alle fleißig weiter. Meine Hose ist vom Regen inzwischen pitschnass und weigert sich, weitere Tropfen aufzunehmen. Egal. Auf unserer dreistündigen Tour haben wir viel gesehen und frische Luft genossen. Alle sind am Ende froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, und freuen sich eine warme Dusche. Trotzdem: Es war ein tolles Erlebnis. Auch Eberhard ist zufrieden: "So ein Wetter hatte ich noch nie auf der Tour, aber alle haben mitgezogen. Ist doch toll."

(paus)
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