Wesel "Papst hatte die falschen Berater"

Wesel · Die von Papst Benedikt XVI. vorgenommene Rehabilitierung von vier ultrakonservativen Bischöfen der Pius-Bruderschaft, unter ihnen der Holocaust-Leugner Richard Williamson, stößt bei vielen Gläubigen im Kreisgebiet auf Unverständnis.

Ilona Bussen von der Kirchengemeinde St. Maria Himmelfahrt in Hamminkeln ist ratlos. "Ich kann mir nicht erklären, warum Papst Benedikt seine Unterschrift unter die Aufhebung der Exkommunikation gesetzt hat", sagt die Lektorin, die sich außerdem im Pfarrgemeinderat engagiert.

Ilona Bussen erwartet vom Vatikan, dass die Rehabilitierung nun zurückgenommen wird: "Das wäre für beide Seiten, für Christen wie für Juden, die beste Lösung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Kirchenoberhaupt nichts von den Äußerungen des Bischofs gewusst hat." Karl-Heinz Ortlinghaus, früherer Geschäftsführer des Kreisdekanats Wesel, verweist in der Debatte auf den Fakt, dass die vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft noch nicht wieder im Amt seien. "Sie sind suspendiert. Sollten Sie jedoch wieder ein Amt in der katholischen Kirche anstreben, dann müsste der Papst — als Chef der Bischöfe — von seinem Sanktionsrecht Gebrauch machen." Ein Fehler sei bei der päpstlichen Kommission gemacht worden. "Der Papst hatte die falschen Berater", erklärt Ortlinghaus. Das Gremium habe sich nicht ausreichend über Bischof Richard Williamson informiert. Eine genaue Prüfung vor der Aufhebung der Exkommunikation hätte sich auch Johannes Foitzik vom Pfarrgemeinderat St. Ludgerus in Schermbeck gewünscht: "Der Vatikan hätte vorsichtiger an die Sache herangehen müssen. Ich hoffe, dass von Seiten der Pius-Bruderschaft nun eine Richtigstellung erfolgt." Bislang seien die vier Bischöfe nicht feierlich in "Amt und Würden" eingesetzt worden, sondern nur zu den Sakramenten zugelassen.

Auch Pastoralreferent Raphael Günther von der Pfarre St. Martini in Wesel berührt die Debatte um den Holocaust-Gegner Williamson. Es sei wichtig herauszustellen, dass Katholiken seit dem II. Vatikanischen Konzil viele Schritte unternommen hätten, um das Verhältnis zum Judentum zu verbessern: "Der Vatikan hat klar Stellung gegen die Holocaust-Leugnung bezogen." Von Bischof Williamson sei dies wohl nicht zu erwarten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort