Hamminkeln Parade der Störche bezaubert

Hamminkeln · Naturspektakel trifft dörfliches Wahrzeichen: Horst Reikowski traute seinen Augen nicht, als er am Mittwochabend gegen 19.30 Uhr ganz in der Nähe seines Hauses an der Gartenstraße hinüber zur Weßlings-Mühle blickte.

 Erstaunliches Naturschauspiel mitten im Dorf: Ein Quartett der majestätischen Langbeine legte auf den Windmühlenflügeln ein Päuschen ein.

Erstaunliches Naturschauspiel mitten im Dorf: Ein Quartett der majestätischen Langbeine legte auf den Windmühlenflügeln ein Päuschen ein.

Foto: Reikowski

Da waren gleich vier Störche auf den nackten Flügeln der Mühle mitten im Dorf Hamminkeln gelandet. Wenn das kein Omen ist. Und drumherum kreisten weitere Langschnäbel am wolkenlosen Himmel.

"Mir stellte sich spontan die Frage", so Reikowski: "Ausflug oder schon Heimflug?" Andere Möglichkeit: "Oder vielleicht den großen Zug verpasst?" Wie dem auch sei: Auf jeden Fall war's eine nicht ganz alltägliche Landung. "Zumindest hat das Adebar-Quartett gewartet, bis ich mit der Kamera schussbereit war", berichtet er.

Der Hobby-Fotograf schickte der RP-Redaktion freundlicherweise einen Abzug als Beleg seiner unglaublichen Beobachtung - die in der Region so spektakulär gar nicht mehr ist. Denn in diesen Wochen häufen sich Meldungen von ganzen Ansammlungen von Langbeinen, die landen und für Verzückung sorgen.

Auch in der Nähe des Wasserwerks Wittenhorst haben sich Störche niedergelassen - ein Storchenschwarm. Die komplette Wiese wurde von den majestätischen Vögeln bevölkert. RP-Leser Karl Goris hat genau nachgezählt: "Das waren sage und schreibe 36 Tiere."

Die Pferde, die auf der selben Weide grasten, hatten sich mit den Störchen schnell angefreundet. Denn sie ließen sich von der munteren Großvogelschar nicht aus der Ruhe bringen. Wie Goris melden in diesen Tagen viele Naturfreunde am Niederrhein die Sichtung größerer Adebar-Ansammlungen, die von einem Storchenboom am Niederrhein zeugen. Aktuell sammeln sich die imposanten Segelflieger für die Reise südwärts in ihre Winterquartiere. Und die sind gar nicht mehr so weit entfernt wie früher.

Dr. Johan Mooij, Geschäftsführer der Biologischen Station im Kreis Wesel, weiß von mehreren Sammelgebieten. So haben sich die Störche neben der Wittenhorst und dem Raum Lackhausen bei Wesel auch Niederwallach als Sammelplatz ausgeguckt. Dort sind es um die 30 Vögel. "Die meisten kommen wohl aus dem Norden und legen eine Zwischenrast ein", sagte Dr. Mooij. "Sie warten auf besseres Wetter und damit auf mehr Thermik. Sonst müssten sie aktiv fliegen, und das tun sie nicht so gern. Lieber schrauben sie sich in warmen Luftströmungen hoch, um dann komfortabel und weit gleiten zu können."

Am Niederrhein finden sie noch Nahrung genug. In Tümpeln, auf feuchten Wiesen und auf abgeernteten Feldern, wo kaputtgemähte Insekten oder Kleintiere schnabelgerecht bereitliegen. "Noch im September werden die meisten in Nordspanien sein", so Mooij. Südafrika sei längst nicht mehr Ziel aller Störche. In Südeuropa ist es warm genug geworden fürs Überwintern.

(RP)
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