Schermbeck Personalmangel: Hoteliers geben auf

Schermbeck · Vier statt zwölf Leute arbeiten noch im Gahlener Hotel Op den Hövel. Jetzt ziehen die Pächter die Konsequenzen.

Manuela Retzmann mit Ehemann Uwe vor dem Hotel Op den Hövel. So wie diesen Gastronomen geht es vielen Betrieben in der Region.

Manuela Retzmann mit Ehemann Uwe vor dem Hotel Op den Hövel. So wie diesen Gastronomen geht es vielen Betrieben in der Region.

Foto: Malz

80 Prozent Auslastung im September, viele Anfragen von Gästen - und doch haben sich Uwe und Manuela Retzmann entschlossen, den Pachtvertrag für das Traditionshotel Op den Hövel in Schermbeck-Gahlen nicht zu verlängern. Der Grund ist einer, den auch viele andere Gastronomiebetriebe in der Region kennen. "Es mangelt an Personal", sagt Uwe Retzmann (47), der zusammen mit seiner Frau das Hotel 2008 übernommen hatte. "Die Personalsituation ist mit den Jahren immer schlechter geworden", sagt Retzmann. Nötig seien für das Haus mit 100 Betten und 35 Zimmern eigentlich zehn bis zwölf Mitarbeiter, aber nur vier Kräfte seien dort tätig. "Es geht nicht mehr."

Ende 2018 stellt das Hotel den Betrieb ein. Dabei sei die Buchungssituation auch wegen der Lage in der Nähe zum Movie-Park Kirchhellen eigentlich sehr gut, auch die gute Auftragslage im Handwerk sorge für Buchungen, erklärt Retzmann.

Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Nordrhein, kennt das Problem. "Seit gut fünf Jahren versuchen wir, das Thema in die Branche hineinzutragen." Viele Wirte und Hotelbesitzer hätten sich bislang nur mit dem Thema befasst, wie sie Gäste locken könnten, dabei aber die Suche nach Mitarbeitern vernachlässigt. Das komme jetzt noch dazu. "Wir sind nahe dran an der Vollbeschäftigung. Und es wird für viele immer schwerer, junge und motivierte Leute zu finden - vor allem auch in ländlichen Gebieten." Gastronomiebetriebe müssten sich überlegen, wie sie aus sich eine Marke machen, um auf dem Arbeitnehmermarkt wahrgenommen zu werden. Das Tannenhäuschen in Wesel oder Voshövel in Schermbeck seien Beispiele für Hotels in der Region, die sich zu einer Marke gemausert hätten.

Auf der Internetseite ihres Hotels kommunizieren die Retzmanns die Hotel-Schließung auf kuriose Weise. So heißt es in der Kategorie "Angebotene Ausbildungsberufe" auf der Internetseite: "Keine mehr, will ja eh keiner." Uwe Retzmann gibt an, viele Gespräche mit interessierten Arbeitnehmern geführt zu haben. "Aber wenn es um das Geld geht, dann wollen alle nur schwarz bezahlt werden. Das machen wir aber nicht mit." Auch Flüchtlinge habe man zwischenzeitlich eingestellt. Auch die hätten am Ende nicht mehr in der Gastronomie tätig sein wollen. Seine Frau Manuela, offiziell die Inhaberin des Hotels, sei zuletzt bis zu 17 Stunden täglich an sieben Tagen die Woche im Einsatz gewesen - parallel zum Hotel betrieb sie das rund 100 Meter entfernte Schlemmerstübchen, einen Imbissbetrieb ihres Mannes.

Das Hotel Op den Hövel war mal eine gute Adresse in Gahlen. Ehemals gehörten auch ein Restaurant und ein Schwimmbad dazu. Maren Vengels ist Eigentümerin und frühere Chefin des Hauses. Sie hatte mit ihrem Mann Hermann das 1961 eröffnete Haus 1983 von ihren Eltern Else und Ernst Kühn übernommen und zu einem stattlichen Hotelbetrieb ausgebaut. Von 18 auf 125 Betten wurde das Hotel erweitert, die Partnerschaft zum Movie Park in Kirchhellen machte sich bezahlt. Nach dem Tod ihres Mannes verpachtete Maren Vengels den Betrieb an Manuela Retzmann, die ohnehin schon im Haus arbeitete. Maren Vengels wollte sich gestern nicht äußern, verwies aber darauf, dass sie Gespräche wegen des Hotels führen wolle. Welche Nutzung das Hotel erfährt, ließ sie noch offen.

Im dörflichen Gahlen verbindet man mit dem Schritt der Retzmanns auch Hoffnungen. So ist zu hören, dass das Gastronomenpaar Retzmann sich im Dorfleben nicht so engagierte, wie es früher war. Auch seien deutlich weniger Vereine im Hotel zu sehen als zu früheren Zeiten. Das Restaurant wird seit zwei Jahren nicht mehr betrieben. Für das Speiselokal würden schon seit einiger Zeit die Arbeitskräfte fehlen, sagt Uwe Retzmann.

Die Retzmanns wollen als Unternehmer im Dorf bleiben. Uwe Retzmann arbeitet noch als Bauunternehmer, außerdem wird die Pommesbude im Dorf weiterlaufen. Drei Firmen auf einmal - ausgerechnet auf den größten aller drei Betriebe verzichtet das Paar jetzt.

(RP)
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