Wesel Philharmoniker versprechen Wiederkehr

Wesel · Das Duisburger Ensemble und Solistin Mirijam Contzen begeistern mit "Haydn und seine Schüler" im Bühnenhaus.

 Unfassbar, wie die junge Mirijam Contzen (I.) die Violine singen, tanzen, lachen, jubilieren ließ. Dirigent Reinhard Goebel gewährte ihr die Freiheit in den großen Soli gern.

Unfassbar, wie die junge Mirijam Contzen (I.) die Violine singen, tanzen, lachen, jubilieren ließ. Dirigent Reinhard Goebel gewährte ihr die Freiheit in den großen Soli gern.

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Freudige Erwartung war schon beim Betreten des Bühnenhaus-Foyers zu spüren am Freitagabend zum Abschluss des Konzertwinters, zumal wieder einmal eine Gruppe Schüler der Weseler Musik- und Kunstschule, begleitet von Cello-Lehrer Christoph Oehmen, gekommen war. "Haydn und seine Schüler" - unter diesem Thema hatte Reinhard Goebel, Dirigent der Duisburger Philharmoniker, das Programm zusammengefasst. Das versprach neue Erfahrungen. "Schüler" bedeutete hier vor allem die wechselseitige Wertschätzung der Komponisten. Mit durchgeistigtem Wohllaut beflügelten geradezu die Duisburger Philharmoniker unter dem so straffen wie empfindsamen Dirigat von Reinhard Goebel.

Wesel: Philharmoniker versprechen Wiederkehr
Foto: Christina Bleier

Eingangs erklang die Sinfonie c-Moll, VB 148, von Joseph Martin Kraus. Dieser deutsche, in Mannheim aufgewachsene Musiker wirkte als Hofkapellmeister in Schweden. Als der schwedische König Gustav III. sein Leben durch ein Attentat verlor, musste Kraus die Trauermusiken komponieren. Für die Aufbahrung schuf er die berührende "Symphonie funèbre". Sehr leise, doch unüberhörbar schlug die Pauke die Mahnung des Todes. Dann setzten die anderen Instrumente ein, dezent dominiert von den harmonisierenden Streichern. Sie riefen zur inneren Sammlung. Klage und Akzeptanz bestimmten das Lied des Andante. Im Finalsatz raunte zunächst zögernd, dann sicherer nach nochmals mahnender Pauke neues Leben. Wie der gesamte Klangkörper dieser Musik gerecht wurde, konnte atemlos machen. Applaus jedoch verbot sich hier.

Der toste, mühsam zurückgehalten bis zum Ende des glänzenden Violinkonzerts D-Dur von Franz Clement. Unfassbar, wie die junge Mirijam Contzen die Violine singen, tanzen, lachen, jubilieren ließ. Ach, es war ihre eigene Stimme, die sich in ihrem natürlich sich entfaltenden Spiel so mitreißend ausdrückte. Der Geiger Franz Clement, der "1806 Beethovens Violinkonzert aus der Taufe hob", so im Weseler Musikvereins-Prospekt zu lesen, schuf ein furioses und schönes Werk, dem sich niemand entziehen konnte. In den großen Soli - im entrückten Adagio, in federleichten Passagen des Rondo-Allegro - ließ der Dirigent der Geigerin ihre Freiheit. Wenn das Orchester hinzukam, umströmte es bewundernd die einzigartige Violinstimme.

Joseph Haydn selbst mit seiner Sinfonie Nr. 85, B-Dur, Hob. 1:85, "La Reine" - weil sie Kaiserin Maria Theresia so gut gefiel - erwies sich als Meister der überlegenen Zusammenfassung vielfältiger Gedanken. Das Herzstück, die Romanze, basierend auf einem Volkslied, bezauberte mit Lauterkeit und genialer Schlichtheit. Im finalen Presto sprang hurtig das Leben daher, zwischendurch mal leise Atem holend.

Wiener Charme, beherzt zugreifend, dem Diesseits zugetan mitfröhlicher Polonaise und launigen Fanfarenrufen, zum Schluss eines Klang-Festes überraschte in Paul von Wranitzkys Sinfonie D-Dur, op. 36. Dieser Komponist leitete einst die erste Aufführung von Haydns Oratorium "Die Schöpfung".

Der Schlussapplaus für das gesamte Ensemble wollte gar nicht aufhören, bis der Dirigent Reinhard Goebel tröstete: "Wir kommen wieder, dieses Jahr noch, kurz vor Weihnachten." O ja, das wünschen alle, die dabei waren. Die Wiederkehr ist schon in der Ankündigung der nächsten Spielzeit zu lesen.

(hb-)
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