Wesel Plan: Flüchtlinge in alte Autobahnpolizei

Wesel · Die Stadt möchte dem Land den leerstehenden Klinkerbau an der Alten Delogstraße abkaufen, um in diesem 50 bis 60 Asylbewerber unterzubringen. Ende des Jahres werden in Wesel gut 1000 Flüchtlinge mit "Bleibeperspektive" leben.

 Seit 2015 steht das Backsteingebäude, in dem zuletzt auch das Kommissariat Vorbeugung untergebracht war, leer.

Seit 2015 steht das Backsteingebäude, in dem zuletzt auch das Kommissariat Vorbeugung untergebracht war, leer.

Foto: Nikolei

Händeringend sucht die Stadt - möglichst dezentralen - Wohnraum für Flüchtlinge, die ihr von der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen werden. Aktuell sind das bis Ende des Jahres 30 pro Woche. Nachdem es der Verwaltung vor wenigen Tagen gelungen ist, 20 leerstehende Wohnungen in einem Hochhaus an der Reeser Landstraße für Asylbewerber anzumieten, hofft sie nun auf ein weiteres Erfolgserlebnis. Denn nur wenige Meter neben besagtem Mehrfamilienhaus befindet sich an der Alten Delogstraße das seit 2015 leerstehende Gebäude der früheren Autobahnpolizei. Der Klinkerbau aus der Nachkriegszeit gehört dem Land und wird vom Bauliegenschaftsbetrieb (BLB) in Düsseldorf, einer Institution des Finanzministeriums, zum Verkauf angeboten.

Bei der Stadt rechnet man sich gute Chancen aus, den Zuschlag zu bekommen für das verkehrsgünstig gelegene Bürogebäude mit großem Grundstück. Denn Kommunen, die die Aufgabe haben, Flüchtlinge unterzubringen, werden vom BLB bevorzugt behandelt.

Nachdem jetzt die Vorsitzenden der Weseler Ratsfraktionen in einer außerplanmäßigen Sitzung ihre Zustimmung für den Plan der Verwaltung gegeben haben, wird sich die Stadt nach RP-Informationen intensiv um den Kauf der Immobilie bemühen. Dafür wird sie im Haushalt 2017 mehrere Hunderttausend Euro locker machen müssen. Denn, vorausgesetzt die Stadt unterzeichnet den Kaufvertrag mit dem BLB, werden die ersten von 50 oder 60 Flüchtlingen erst im nächsten Jahr nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen einziehen können.

Glücklich, dass erneut eine Flüchtlingsunterkunft nahe der ohnehin schon sozial stark belasteten Innenstadt entstehen könnte, ist man im Rathaus dem Vernehmen nach nicht. Aber leider, so ist zu hören, gebe es nun mal nicht in allen Stadtteilen geeignete und freie Objekte. Auch der vor Monaten mal kurz als Flüchtlingsunterkunft ins Spiel gebrachte Ex-Max-Bahr-Baumarkt an der Nordstraße ist mittlerweile kein Thema mehr, weil offenbar eine Neuvermietung kurz bevorsteht.

Auch wenn die Stadt den Zuschlag für die frühere Autobahnpolizei-Station erhalten sollte, sind damit die Unterbringungsprobleme noch längst nicht gelöst. Denn bis zum Jahreswechsel werden Wesel noch gut 330 kommunale Flüchtlinge zugewiesen. Hinzu kommen die 120 Frauen, Männer und Kinder, die übergangsweise im Hamminkelner Flüchtlingsdörfchen an der Straße Daßhorst in "Wohnmodulen" für zunächst einmal bis zu drei Monate untergebracht sind, aber so schnell wie möglich in die Kreisstadt ziehen sollen. Womöglich auch ins Ex-Trapp-Bürohaus an der Trappstraße, das die Stadt für zunächst einmal ein Jahr (mit Option zur Verlängerung) angemietet hat und das jetzt saniert wird.

Würde man Ende Dezember alle der Stadt zugewiesenen Flüchtlinge mit "Bleibeperspektive" zusammenzählen, dann käme man auf eine Zahl von rund 1000. Damit hätte die Kreisstadt 90 Prozent der Flüchtlingsquote erreicht, in deren Berechnung unter anderem die Fläche der Kommune und die Einwohnerzahl einfließt.

(RP)
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