Wesel Politik wehrt sich gegen Aus für mehrere Grundschulen

Wesel · Der Rat findet es gut, dass Grundschüler in keiner anderen Stadt - rein rechnerisch jedenfalls - so viel Platz haben wie in Wesel.

Das dürfte Friederike Wandmacher, Teamleiterin der in Herne ansässigen Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) NRW, so auch noch nicht oft passiert sein. Bei der Vorstellung ihres Prüfungsberichtes wurde sie jetzt im Weseler Rat von Mitgliedern verschiedener Fraktionen verbal derart scharf attackiert, dass Bürgermeisterin Ulrike Westkamp einschreiten musste: "Ich bitte Sie, von Beleidigungen abzusehen." Diesen Appell richtete sie unter anderem an Thomas Moll, den Vorsitzenden der Fraktion Wir für Wesel (WfW).

Wandmacher hatte anhand von Statistiken erklärt, dass keine ähnlich große Stadt in NRW so viel "Bruttofläche im Grundschulbereich hat, wie Wesel". Grund dafür sind die oft ungünstigen Zuschnitte in den vielen alten Schulgebäuden mit ungenutzten Kellern und Dachböden. Die Empfehlung der GPA-Teamleiterin, mehrere Schulen zu schließen, um so Unterhaltungskosten zu sparen, machte Moll wütend. "Wir reden doch hier nicht über Legehennen, die Kinder benötigen Platz. Noch blöder geht's nicht."

Harsche Kritik übte auch SPD-Fraktionschef Ludger Hovest. "Ihre Schlussfolgerung ist falsch. Wir handeln hier nach dem Motto: ,Kurze Beine, kurze Wege'. Wir wollen keine Käfige, sondern schöne Schulen haben. Statt uns aufzufordern, dass wir uns an schlechten Standorten orientieren sollten, müssten Sie eigentlich den anderen Kommunen sagen: ,Orientiert Euch an Wesel'". Und sein Kollege von der CDU, Jürgen Linz, betonte: "Wegen eines Zahlenvergleichs mit anderen Kommunen Schulen zu schließen, kommt nicht in Frage."

Versöhnliche Worte gab es von Ulrich Gorris (Grüne). "Nichts gegen Ihre Arbeit, Frau Wandmacher. Wir sind uns in Wesel aber einig: Wir möchten nicht die preisgünstige, sondern lieber die kinderfreundlichste Stadt in Nordrhein-Westfalen sein."

Verständnisloses Kopfschütteln erntete Friederike Wandmacher auch für ihren Vorschlag, aus Kostengründen die Niederrheinhalle zu verkaufen. Und dass die GPA beim Thema Kinderbetreuung anmerkt, dass die Stadt zu viele 45-Stunden-Plätze vergebe, sorgte ebenfalls für ungläubiges Erstaunen. "Warum erlaubt sich eine staatliche Stelle nachzujustieren. Warum sollen wir für so einen Unsinn Geld bezahlen. Die Menschen wollen die 45 Stunden", sagte Hovest und bekam Rückendeckung von Karl-Heinz Ortlinghaus (CDU). "Ich bin glücklich, dass wir bis heute nicht eine Klage wegen fehlender Kita-Plätze hatten." Eine ganz andere Meinung vertrat Jürgen Lantermann (WfW). Er ist überzeugt, dass viele Eltern gerne weniger Stunden buchen würden, wenn die Einrichtungen auch 25 Stunden anbieten würden.

Übrigens hat die GPA der Stadt unter anderem bei den Themen Finanzen, Demografie, Sicherheit und Ordnung gute Noten gegeben.

(RP)
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