Wesel Polizei sucht Hakenkreuz-Schmierer

Wesel · Die katholische Kirchengemeinde will die rechtsradikalen Schmierereien bis Weihnachten entfernen lassen.

Mitarbeiter der Abteilung Staatsschutz der Duisburger Polizei haben gestern Anwohner der St. Josef-Kirche in Moers nach möglichen Beobachtungen in der Nacht von Samstag auf Sonntag befragt. In diesem Zeitraum hatten unbekannte Täter die Südseite der Kirche mit einem Hakenkreuz und die gegenüberliegende Eingangstür des Marienheims mit einem NPD-Schriftzug beschmiert. Ob bei der Befragung etwas herausgekommen ist, konnte die Duisburger Polizei gestern noch nicht sagen. Dort waren die Beamten des Staatsschutzes wegen zweier Übergriffe auf Flüchtlingswohnheime in Dinslaken und in Xanten stark eingebunden.

Zu den ersten Bürgern, die von den Schmierereien erfuhren, gehörten rund 60 Besucher einer Gedenkveranstaltung am Sonntagabend in der St. Josef-Kirche. Dorthin hatte die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit gemeinsam mit der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde eingeladen, um an die Deportation der Moerser Juden ins Ghetto von Riga vom 11. Dezember 1941 zu erinnern. Pfarrer Martin Behnisch-Wittig informierte die Besucher von den Sachbeschädigungen. Zu den Gästen der Veranstaltung zählten unter anderen Bürgermeister Christoph Fleischhauer, CDU-Fraktionsvorsitzender Ingo Brohl und FDP-Ratsherr Otto Laakmann.

Pastor Herbert Werth hatte am Sonntag per Whatsapp-Foto von den besorgniserregenden Vorfällen erfahren. Nach seiner Rückkehr nahm er gestern die Sachbeschädigungen in Augenschein. "Das ist schon unglaublich", sagte er. "Für uns als Christen bedeutet das, dass wir uns nicht verstecken dürfen. Wir müssen Flagge zeigen und beweisen, dass wir zu unserer Zusammenarbeit mit dem Judentum stehen."

Auch Ibrahim Yetim, SPD-Landtagsabgeordneter und als Mitglied des Innenausschusses ständig mit rechtsradikalen Phänomenen befasst, reagierte betroffen auf den Vorfall. Im vergangenen Jahr und im Jahr zuvor war sein eigenes Büro Ziel rechtsradikaler Angriffe gewesen. In einem Fall war sogar die gläserne Tür mit einer Stahlstange zerstört worden. An der Stange befanden sich Hakenkreuzaufkleber. Ebenfalls im vergangenen Jahr war der Innenraum der Kamp-Lintforter St.-Josef-Kirche mit einem spiegelverkehrten Hakenkreuz und Beleidigungen besprüht worden.

Trotzdem stellt Yetim fest: "Am Niederrhein war es bislang relativ ruhig. Man merkt dass der Zulauf zur rechtsextremen Szene gering ist. NRW-weit ist da schon einiges mehr los, wenn man etwa an den Dortmunder Norden denkt."

Er hält es deshalb auch nicht für ausgeschlossen, dass es sich bei den Sachbeschädigungen um das Produkt von "ein paar Kids" handelt, "die mit so etwas nur provozieren wollen."

Tatsächlich ist vor allem das gegenüberliegende Marienheim schon häufiger Objekt von - offenkundig unpolitischen - Schmierattacken geworden. Pfarrer Werth wusste deshalb aus Erfahrung, welches Fachunternehmen er anrufen musste, um die rechten Sprühereien beseitigen zu lassen. "Bis Weihnachten", sagt er, "soll alles weggeputzt sein."

(RP)
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