Kreis Wesel Polizei verstärkt Kinderschutz

Kreis Wesel · Gesamtkriminalität im Kreis Wesel gesunken, aber Raub und Einbruch nahmen 2009 zu. In diesem Jahr will die Polizei sich auf junge Mehrfachtäter konzentrieren und auch den Kampf gegen Jugendgefährdung forcieren.

"Die Menschen im Kreis Wesel leben sicher." Diesen Satz konnten Landrat Dr. Ansgar Müller und Polizeichef Norbert Henrichs gestern mit Zahlen belegen. So nahm die Gesamtkriminalität 2009 von 36 490 auf 34 248 angezeigte Delikte ab. Die Aufklärungsquote liegt bei guten 49,2 Prozent. Positiv rückläufige Zahlen gab es bei Diebstahl rund ums Kfz und Fahrrad, Betrug, Gewalt und Sexualdelikten. Anstiege indes zeigte die Statistik in den Sparten Raub (279 Fälle nach 255 in 2008) und Wohnungseinbruch (971 nach 788).

Oft wirkt uniformierter Besuch

Auf einem guten Weg sieht sich die Kreispolizei bei der Entwicklung der Jugendkriminalität. Waren 2001 noch 36 Prozent der ermittelten Verdächtigen unter 21, so sank der Anteil bis 2009 auf 30,9 Prozent. Dennoch wollen die Ordnungshüter in diesem Jahr genau hier den Schwerpunkt setzen. Immerhin ging es laut Bilanz 2009 in dieser Altersgruppe um 3726 Personen. Kriminelle Karrieren sollen verhindert werden. "Uniformierter Besuch ist immer noch eindrucksvoll", sagte Müller zu dem Ansatz, im Zusammenwirken mit Jugendamt, Schulen und nicht zuletzt Eltern die gefährdeten Kinder und Jugendlichen auf den rechten Weg zurückzubringen.

Nicht nur als Täter, auch als Opfer stellt die Polizei nun junge Leute in den Focus. Schutz der Kinder vor Verwahrlosung und häuslicher Gewalt sind hier die Stichworte. Wenn im familiären Umfeld die Faust regiert, sind neben Kindern meist Frauen die Leidtragenden. Scham, Angst, finanzielle Abhängigkeit und andere Gründe führen dazu, dass kaum Fälle angezeigt werden. Die Experten beziffern das Dunkelfeld mit 93 Prozent. Doch gibt es nun etwas Licht. "Endlich", so Müller, sei die Fallzahl bei der häuslichen Gewalt gestiegen. Und zwar in 2009 von 462 auf 569; als Reaktion gab es 266 (213) Wohnungsverweisungen. In allen Fällen werde automatisch mitüberprüft, ob das Wohl der Kinder gefährdet sein könnte.

Insgesamt ging die Gewaltkriminalität im Kreis Wesel um 3,7 Prozent auf 1342 Fälle zurück. Parallel stieg hier die Aufklärungsquote auf 80,1 Prozent (2008: 78,2). Mit 86,6 Prozent (85,7) ist sie bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung noch besser. Signifikant ist hier, dass diese Delikte zu 48 Prozent von unter 21-Jährigen begangen wurden.

Mord und Totschlag aufgeklärt

Spitze bleibt die Polizei im Kreis bei den traurigsten aller Fälle. Es gab einen Mord in Moers und fünf Totschlagsdelikte in Moers (2), Wesel, Dinslaken und Xanten, die allesamt aufgeklärt wurden. Bei insgesamt 576 Todesfällen war die Polizei mit Ermittlungsverfahren beteiligt. Dabei waren 105 Obduktionen nötig.

(RP)
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