Wesel Preußen wagen den Blick in den Orient

Wesel · Neustart: Sonntag eröffnet "Playing Lawrence on the other side" im Preußen-Museum. Eine Ausstellung, die Biografisches mit Historischem spannend auf fast schon nachfühlbare Weise verknüpft.

 Die neue Ausstellung versucht, die märchenhafte Vorstellung vom Orient einzufangen.

Die neue Ausstellung versucht, die märchenhafte Vorstellung vom Orient einzufangen.

Foto: Malz

Fritz Klein war seiner Zeit in gewisser Hinsicht voraus. Dem preußischen Hauptmann, der 1914 auf Expedition ins Osmanische Reich geschickt wurde, war nach dieser Expedition klar: Wenn Menschen sich neuen Kulturen öffnen, wachsen sie, bekommen eine neue Sicht auf die Dinge, einen weiteren Blick, und das kann Konflikte verhindern.

Heute würden Klein vermutlich nur wenige Menschen widersprechen - damals war der Mann mit dieser Ansicht fast ein Exot. Die Geschichte dieses Fritz Klein, der im Auftrag des Großen Generalstabs und des Auswärtigen Amtes zu Beginn des Ersten Weltkriegs in den Irak und nach Persien geschickt wurde, um englische Ölleitungen zu sprengen, erzählt die Ausstellung "Playing Lawrence on the other side". Sie ist von Sonntag, 26. Oktober, bis zum 25. Januar im Preußen-Museum Wesel zu sehen.

Die Ausstellung ist Teil des Verbundprojektes "1914 - Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg", mit dem der Landschaftsverband Rheinland (LVR) bis Mitte 2015 an den Beginn des Ersten Weltkriegs erinnert. Sie bettet Fritz Kleins Geschichte und die seines Adjutanten Edgar Stern ein in die deutsche Orientpolitik im Ersten Weltkrieg. Vier Jahre lang kämpften Deutschland und das Osmanische Reich als Verbündete. Die Türken verloren dabei rund ein Viertel ihrer Soldaten - so viele wie keine andere am Ersten Weltkrieg beteiligte Nation.

Edgar Stern, der nach dem Ersten Weltkrieg Journalist wurde, lieferte mit dem Titel seiner Memoiren auch den Titel für diese Ausstellung: Playing Lawrence on the other side". Was Stern damit meinte: "Wie der legendäre Lawrence von Arabien agierte die Gruppe Klein mit hoher interkultureller Kompetenz im Bündnis mit arabischen Stämmen", so Dr. Veit Veltzke, Direktor des Preußen-Museums. Seine Mitstreiter für dieses heikle Unterfangen durfte Klein sich selbst zusammensuchen: Ingenieure waren dabei, Archäologen, Kaufleute und auch Abenteurer. Eine Multitasking-Truppe, nennt Veltzke das Team. Dass er die Geschichte Kleins "ausgegraben" hat, nennt Thomas Schleper, Leiter des LVR-Projekts, eine "unglaubliche Forschungsleistung".

Viele der Eindrücke, die Klein im Orient sammelte, sind ab Sonntag im Preußen-Museum zu sehen. Unter den 500 Exponaten sind unter anderem Fotos aus dem Bestand des Sohns von Fritz Klein, welche die Expedition Kleins dokumentieren, islamische Handschriften, ein Morgenrock von Kaiser Wilhelm II. oder Fotoalben des damals wichtigsten osmanischen Fotografen Pascal Sébah. Die Ausstellung zeichnet das Bild einer anderen Kultur, die deutlich mehr ist und war als 1001 Nacht oder Karl-May-Romantik. Und die Ausstellung macht neugierig - die beste Voraussetzung dafür, einmal über den Tellerrand schauen zu wollen.

Info 26. Oktober bis 25. Januar, Preußen-Museum, An der Zitadelle 14-20; offene Führungen im November am 2., 9., 16., 23. und 30.; weitere Informationen im Internet unter www. preussenmuseum.de

(RP)
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