Wesel Rad-Fernfahrt an Flüssen entlang

Wesel · Der Weseler Holger Hintzen (72) hat 1380 Kilometer an Maas und Mosel mit dem Fahrrad zurückgelegt.

 Im belgischen Dinant stoppte Holger Hintzen und feierte den runden Geburtstag des wahrscheinlich berühmtesten Sohns der Stadt, Adolphe Sax, mit. Der hat das Saxophon erfunden.

Im belgischen Dinant stoppte Holger Hintzen und feierte den runden Geburtstag des wahrscheinlich berühmtesten Sohns der Stadt, Adolphe Sax, mit. Der hat das Saxophon erfunden.

Foto: privat

Von Wesel nach Arcen. An der Maas entlang durch die Niederlande und Belgien bis in den französischen Grenzbereich. Von dort aus bis nach Monthey im Schweizer Kanton Wallis. Das sind insgesamt rund 1380 Kilometer, die der 72-jährige Holger Hintzen aus Wesel in nur zwei Wochen abgestrampelt hat. Bei bestem Wetter ist der Handelsvertreter in Wesel losgefahren und war glücklicherweise auf das abrupte Sommerende vorbereitet: Im Gepäck hatte er wetterfeste Kleidung und ein Zelt für die trockenen Nächte. Wenn Petrus gar nicht mitspielen wollte, kehrte er in eine Bed & Bike Herberge ein. In seiner Satteltasche hat der Radsportler Platz gelassen, um sie mit neuen Erinnerungen zu füllen, die er nun mit den RP-Lesern teilen möchte.

Die landschaftlich schöne Strecke entlang beider Flüsse, hat er nicht nur wegen der visuellen Eindrücke gewählt. Sie biete, im Gegensatz zum Fahren auf der Landstraße, Sicherheit. Ebenfalls zur Sicherheit, hat Hintzen zunächst einen Check-up bei seinem Hausarzt machen lassen. So weiß er, wo seine Belastungsgrenze liegt. Dieses Wissen war besonders bei der größten sportlichen Herausforderung der Radtour von Bedeutung: Der 1247 m hohe Elsässer Belchen (französisch Ballon d'Alsace) war zweimal Bergetappe bei der Tour de France, und auch der 72-jährige hat den Berg jetzt bezwungen. "Da musste ich mich durchbeißen", erklärt er.

Für die vergnüglichen Stunden blieb natürlich auch genügend Zeit. Im belgischen Dinant konnte Holger Hintzen den runden Geburtstag des wahrscheinlich berühmtesten Sohns der Stadt, Adolphe Sax, feiern. Der Erfinder des Saxophons wurde dort vor 100 Jahren geboren.

Zwar tritt Hintzen seine Touren grundsätzlich als Einzelkämpfer an, aber er sei nicht kontaktarm, scherzt er: "Ich komme sehr gerne ins Gespräch." Vor einem Hotel im französischen Marville hatte der Weseler eine ganz besondere Begegnung - mit einer Ex-Weselerin. Die Dame, die aus Obrighoven stammt und seit 30 Jahren in Frankreich lebt, hatte ihn auf seine Jacke mit dem Weseler-TV-Logo angesprochen, zu dessen Radsportabteilung er seit Jahren gehört. Daraufhin entstand eine angeregte Unterhaltung.

Doch auch mit einer ernsten Thematik wurde der Geschichtskundige konfrontiert: Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg werde entlang der Maas wachgehalten, erzählt er. Monumente und auch Denkmäler erinnern an die Schrecken, die die moderne Kriegsführung mit sich brachte. Monthey hatte er aus persönlichen Gründen als Ziel ausgewählt. Der Handelsvertreter für Möbel hatte dort nämlich einem Kollegen einen Besuch abstatten wollen. Dieser hatte stets behauptet, das Hintzen ihn sicherlich nie besuchen werde. Er war froh, nicht nur das sportliche Ziel erreicht zu haben.

Bittersüß ist das Ergebnis der Aktion, wie Hintzen auf dem Endspurt zum Möbelhaus feststellen musste: Wegen Mariä Himmelfahrt hatten die Geschäfte am Ankunftstag in Monthey geschlossen. So konnte der Radsportler seinem Bekannten lediglich Beweisfotos auf elektronischem Wege übermitteln. Denn die Heimreise per Bahn war schon gebucht.

(RP)
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