Hamminkeln Rasanter Humor im Gewitterregen

Hamminkeln · Exklusive Vorpremiere: Bei den Marienthaler Abenden präsentierte Kabarettist Kai Magnus Sting sein neues Programm "Sonst noch was?!" im rappelvollen Kulturzelt. Der Saisonabschluss machte Spaß.

 Kai Magnus Sting zeigte auf der Kulturwiese im Klosterdorf an der Issel sein kabarettistisches Können. POTTGIESSER

Kai Magnus Sting zeigte auf der Kulturwiese im Klosterdorf an der Issel sein kabarettistisches Können. POTTGIESSER

Foto: ERWIN POTTGIESSER

Der Mann kann reden, reden, reden. Er übergießt in seinen Soloprogrammen das Publikum mit einem endlos ratternden Redeschwall voller witziger Wendungen und wilden kabarettistischen Assoziationen. Diesmal aber verschlug ihm eine Naturgewalt kurz die Sprache. Aufs dünne Dach des Marienthaler Kulturzelts trommelte ein abendlicher Gewitterregen so lautstarke Wirbel, dass Kai Magnus Sting früher als geplant die Pause ausrief. Das hat es im Kulturdorf noch nie gegeben. Abgebrochen wurde die Schlussveranstaltung der diesjährigen Marienthaler Abende aber nicht - gut so. Sonst hätten die Zuschauer das furiose Finale in Stings neuem Programm "Sonst noch was?!" mit einem rasanten familiären Dialogduell beim Restaurantbesuch nicht erlebt.

Für den 1978 in Duisburg geborenen Kabarettisten und Autoren Kai Magnus Sting, der seit mehr als 20 Jahren regelmäßig auf den Bühnen der deutschsprachigen Länder auftritt, war es wichtig, den Abend so abzurunden, wie er es dramaturgisch geplant hatte. Der Marienthaler Auftritt war als Vorpremiere auch ein Testlauf, welche Programmnummer funktioniert oder wo noch humorige Stellschrauben nachgedreht werden müssen. Marienthal hatte der Wortakrobat ausgewählt, weil er den Handlungsort schon von frühen Auftritten her kennt ebenso wie er das altersgemischte Publikum als "Versuchskaninchen" passend findet. Das wiederum erlebte ein Werk in der Entwicklung, dessen Gerüst nun in den Feinschliff für die Premiere am 28. September im Oberhausener Ebertbad geht. Nach der Vorpremiere mit ihren bissigen und schnellen Szenen ist der Besuch nur zu empfehlen. Sting erzählte, wie er Kabarettszenen entwickelt, das er zu improvisieren versteht bei Einwürfen aus dem Publikum - und er zeigte mit einem Hinweis auf einen dicken Stapel ausgedruckter Manuskriptseiten, dass das Programm noch nicht im Endstadium ist. Gelegentlich stoppte der Hochgeschwindigkeitsredner seine Wortkaskaden, um plötzliche Formulierungseingebungen zu notieren. Erfolgsgarant ist seine ihm auf den Leib geschneiderte Methode, assoziativ sich und sein Publikum rasant in Themenwechsel zu stürzen und irrwitzige Missverständnisse in Alltagsituationen zu zelebrieren. Köstlich Stings Weg durch den Bürokratendschungel, um sich schlau über eine Verordnungsverordnung zu machen. Herrlich die männliche Auseinandersetzung mit dem Thermomix-Wahn und gespieltem Unverständnis für moderne Küchentechnik. Wer so überdreht, muss auch dramaturgisch passend Maß halten. Sting tat es. Trotz Gewitter- und Organisationsstress konnte Programmmacher Hans van Triel zufrieden sein - mit diesem Abend und mit der gesamten Saison. 3000 Zuschauer zählten die Marienthaler Abende insgesamt, ein sehr guter Wert. Die Mischung habe gestimmt, wobei man nie wisse, was ankommt, erklärt van Triel. So hätten Veranstaltungen, die man hoch eingeschätzt hätte, nicht so viel Resonanz erreicht wie gedacht, während andere über alle Erwartungen hinaus gut funktioniert hätten.

(RP)
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