Wesel Rat: Nur neue Baugebiete können noch Familien locken

Wesel · Noch liegt Wesel knapp über der 60 000-Einwohner-Marke. Doch der kürzlich vorgelegte fünfte statistische Bericht über die demografische Entwicklung der Stadt besagt, dass es 2030 nur noch 55 000 sein werden (wir berichteten ausführlich).

Was aber kann die Politik tun, um diesen Abwärtstrend aufzuhalten? "Neue Baugebiete ausweisen, um junge Familien zu locken", lautet das Patentrezept fast aller im Rat vertretenen Parteien. Nur die Grünen sehen das völlig anders. Jedenfalls musste Grünen-Sprecher Ulrich Gorris gestern in der Sitzung des Rates jede Menge Kritik einstecken. Nachdem Kämmerer Paul-Georg Fritz die wichtigsten Daten und Fakten des demografischen Berichtes vorgetragen hatte, meldete sich Gorris zu Wort. In Zeiten, wo immer mehr größere Häuser leer stünden oder nur noch von ein oder zwei Personen bewohnt würden, dürfe man nicht Bauplätze für 300 bis 400 Einfamilienhäuser ausweisen. "Wir bauen neue Straßen und Kanäle, die später von immer weniger Einwohnern unterhalten werden müssen. So produzieren wir unser Haushaltsdefizit", mahnte Gorris. Mit dieser Meinung stand er zu Beginn einer Debatte allein.

"Ohne neues Bauland werden wir im Wettbewerb der Städte abgehängt", sagte Volker Haubitz (CDU). Bernd Reuter (FDP), Hilmar Schulz (WWW/Piraten) und Norbert Segerath (Linke) argumentierten in die gleiche Richtung. SPD-Fraktionschef Ludger Hovest ("Ulrich, was Du da sagst, ist abenteuerlich") stellte klar, dass die Nachfrage nach Bauland groß sei, ein Angebot fehle. Jürgen Linz, der Chef der CDU-Ratsfraktion, sieht ebenfalls die Notwendigkeit, neue Baugebiete auszuweisen. Außerdem betonte er, dass Wesel durch den Zuzug von Flüchtlingen, denen man in vielen Fällen Wohnungen anbieten könne, profitiere.

Übrigens: Bei der Verabschiedung des Bebauungsplanes "Südlich vom Quadenweg" (geplant sind in Schepersfeld 80 neue Wohneinheiten) stimmten die Grünen dafür. Eine Gegenstimme (SPD).

(RP)
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