Schermbeck Rebellion im Kuckucksnest

Schermbeck · Schermbecker Gesamtschüler erwiesen sich an zwei Abenden als brillante Schauspieler.

 Gruppentherapien in Sitzungen gehören in der psychiatrischen Anstalt "Kuckucksnest" zu den täglichen Behandlungsmethoden.

Gruppentherapien in Sitzungen gehören in der psychiatrischen Anstalt "Kuckucksnest" zu den täglichen Behandlungsmethoden.

Foto: RP-Foto Scheffler

Tosender Applaus am Ende einer dreistündigen Theateraufführung in der Aula der Gesamtschule und die Versicherung "ihr seid über euch hinausgewachsen" von Lehrerin Anna Zurhusen waren verdiente Belohnungen für den Projektkurs Theater der Q 2. 16 Schauspieler trugen ebenso zur beeindruckenden Aufführung von Dale Wassermans Theaterstück "Einer flog über das Kuckucksnest" bei wie das begleitende Organisationsteam, das sich um die Kostüme und Masken, um den Bühnenbau und die Requisiten, um Licht und Technik, Werbung und das Catering in der Pause in der Mensa kümmerte.

In dem Psycho-Drama "Einer flog über das Kuckucksnest" nach Ken Keseys gleichnamigem Roman von 1962, der 13 Jahre später von Milo Forman mit Jack Nicholson in der Hauptrolle brillant verfilmt wurde, spiegelt das spannungsgeladene Verhältnis zwischen der Sehnsucht von Menschen nach individueller Freiheit und dem Eingebundensein in kaum überwindbare bestehende Ordnungsstrukturen.

Mit den Proben begannen die angehenden Abiturienten nach den Sommerferien. Die gesamte Handlung spielt in der Psychiatrie. In diesem "Kuckucksnest" sorgt die unnahbare, machtbesessene und sadistische Oberschwester Ratched (Mara Waschilewski) mit unerbittlicher Härte für Ordnung unter den Patienten. In diese Welt einer gedrillten Ordnung kommt Unruhe, als der rebellische Randle McMurphy (Tom Schwerthöffer, 1. Akt; Til Drescher, 2. Akt) eingeliefert wird. Eigentlich hätte McMurphy, der unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde, wegen Sex mit einer Minderjährigen, Gewalttätigkeiten und wegen illegalen Wettspiels eine längere Gefängnisstrafe absitzen müssen. Doch es gelingt ihm eine Krankheit zu simulieren und stattdessen in die Psychiatrie überwiesen zu werden.

Auf der Station lernt Murphy Patienten kennen, deren Alltag darin besteht, regelmäßig ein Quantum Tabletten abzuholen und einzunehmen oder durch Elektroschocks ruhig gestellt zu werden. Er begegnet in den täglichen Gruppentherapiestunden dem Patienten Harding (Leonie Tammen), der glaubt, seine Frau würde ihn sexuell betrügen, dem Kettenraucher Charly Cheswick (Janis Ihnen), dem stotternden Billy Bibbit (Alicia Theis), dem introvertierten Scanlon (Till Goeke), dem fortwährend grinsenden Martini (Torben Weeffers) und dem angeblich taubstummen Häuptling Bromden (Ali Cem Topalak). McMurphy verweigert strikt die Anpassung an die starre Ordnung der Anstalt und beginnt mit der Organisation von Geldspielen und Wetten. Dabei erntet er die Sympathien des Technikers Turtle (Claudius Mertes), der Schwester Flinn (Elena Marienbohm) und der beiden Pflegerinnen Warren (Nadja Gnodtke) und Williams (Elisabeth Böckenhoff), die aber allesamt letztendlich überzeugt sind, dass McMurphy die Stationsordnung nicht auflösen kann. Der Neue treibt seinen Protest auf die Spitze, als er den Bus der Anstalt kapert und mit den Patienten ans Meer fährt, um eine Angelpartitie zu unternehmen, während er selbst sich mit seiner Freundin Candy (Alena Stephan) in der Kabine vergnügt. Schwester Ratched stuft McMurphy als gefährlich ein. Und als er am Tag vor seiner geplanten Flucht auf der Station ein Trinkgelage mit Sexparty organisiert, wird er einer Gehirnoperation unterzogen. Die misslingt. Als Bromden erkennt, dass sein Freund einen schweren Gehirnschaden erlitten hat, erstickt er ihn mit einem Kissen und flieht.

Es waren die Übertreibungen und die auf Lacheffekte zielenden Dialoge und Handlungen, welche dem zum Weinen geeigneten Irrsinn der Handlung die Schärfe nahm und das Publikum wiederholt zum Lachen ermunterte. Kräftiger Applaus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort