Wesel Regers große Klanggedichte

Wesel · Chinesische Studenten begeistern das Publikum im Bühnenhaus.

 Max Reger

Max Reger

Foto: Max Reger Institut Karlsruhe

Jedem Ton der Eingangstakte von Max Regers Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Sebastian Bach op. 81, (1904), verlieh Yaozong Song schweres Gewicht. Die folgenden Variationen und die Fuge gestaltete er flüssig, die von Reger bewusst ausgeloteten Möglichkeiten einer großen Orgel auf dem Klavier beachtend. Eine hoch anzuerkennende Leistung. Am Samstagabend im Bühnenhaus erlebten die Hörer, wie der chinesische Student der Düsseldorfer Musikhochschule in der Klasse Prof. Schenck dieses große Klang-Gedicht ins Bewusstsein hob.

In den Variationen, basierend auf der Oboenmelodie aus Bachs Kantate "Auf Christi Himmelfahrt allein", entwickelte Reger unendlich viele Weitungen, Brechungen, retardierende und vorwärts stürmende Elemente, die ein Höchstmaß an Spieltechnik erfordern. Ebenso gilt das für die Fuge. Der junge Pianist bot bemerkenswerte Virtuosität auf, die dem gewaltigen Block innewohnende Schwebung zu verlebendigen, manchmal mit Hilfe eines wuchtigen Anschlags und des Pedals. Die Orgel klang im Klavier oft an, dann aber mit neuen Formelementen. Regers Maß war der zeitlos gültige Johann Sebastian Bach. Nach diesem Meister gilt Reger (1873 - 1916) heute als einer der großen neuen Orgelkomponisten. Viele seiner Werke wurden von Karl Straube, dem späteren Thomaskantor, in Wesels Dom uraufgeführt.

Chen Fu, ebenfalls Student in Düsseldorf, schlug das berückend schöne Thema von Mozarts A-Dur-Sonate KV 331 an, die Reger 1914 zu seiner Komposition op. 132a, den Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart für zwei Klaviere anregte. Chen Fu formulierte auch die Hauptlinien. Xiaoxue Zhou, Studentin von Prof. Aimard an der Kölner Musikhochschule, am zweiten Klavier spielte die Anmutung des elegant verschlankten Orchesterklanges. Ihre differenzierte Anschlagstechnik machte auch zarteste Töne hörbar und damit die in jeder Schönheit mitschwingende Tragik der Endlichkeit. Erstaunlich die Harmonie der beiden jungen Musiker, die sicherlich deren verantwortungsvollen Lehrern, aber auch ihrem eigenen Anspruch zu verdanken ist. Es gelang ihnen, eine mitreißende Spannung durch die acht, teils auf die Moderne vorausweisenden Variationen aufzubauen. Langer Applaus dankte den drei Musikern, die Organisatoren mitbedenkend. Über den Rang dieses Musik- Beitrags zum Stadtjubiläum berichtete die RP bereits am 7. Januar.

(RP)
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