Analyse Landtagswahl 2017 Romanski verliert einen SPD-Verbündeten

Wesel · Der SPD-Bürgermeister hatte im SPD-Landtagsabgeordneten Norbert Meesters einen Unterstützer auf Landesebene. Der fällt nun weg. Die CDU hat in Hamminkeln die Nichtwähler motiviert. Was die Wahl für Hamminkeln bedeutet.

 Norbert Meesters, abgewählter SPD-Landtagsabgeordneter.

Norbert Meesters, abgewählter SPD-Landtagsabgeordneter.

Foto: Jana Bauch

HAMMINKELN Jeder Ort tickt anders beim Wahlverhalten. Für Hamminkeln heißt die Quintessenz aus der Landtagswahl: Die CDU hat den Einbruch der letzten Wahl verdaut und meldet sich in alter Stärke zurück. Vor allem hat ihr geholfen, dass die Wahlbeteiligung wieder in gewohnte Höhen rauschte. Eine örtliche Kandidatin wie Charlotte Quik (51,44 Prozent) kann sich auf den Heimatfaktor verlassen. Kontrahent Norbert Meesters (29,4) holte trotz Sondereinsatz in der Stadt der sieben Dörfer nur einen Stimmbezirk in Mehrhoog. Aber: er legte bei den Erststimmen in Hamminkeln absolut zu - sehr achtbar.

Bernd Romanski, Bürgermeister in Hamminkeln und Weggefährte von Meesters.

Bernd Romanski, Bürgermeister in Hamminkeln und Weggefährte von Meesters.

Foto: ema

Was heißt das Ergebnis für Bürgermeister Bernd Romanski? Er verliert mit Meesters einen Weggefährten, der die Türen in Düsseldorf geöffnet hat und mit dem er sich die Bälle zugespielt hat. Er gewinnt eine ortsansässige Abgeordnete, die bei der Gemeindefinanzierung auf einer Linie mit ihm liegt. Hamminkeln dürfte eine Menge von Quik erwarten. Bürgermeister Bernd Romanski sagte gestern unserer Redaktion: "Die Wähler wollten lieber jemand aus Hamminkeln. Ein vertrauensvoller kurzer Draht zu Charlotte Quik ist jetzt das Ziel. Sie teilt meinen Kurs in Sachen Gemeindefinanzierung, sprich die ländliche Region besser auszustatten."

Kein Ort für Extreme - nirgends im Wahlkreis schnitt die Afd so schlecht ab wie in Hamminkeln. Aber: AfD vor den Grünen. Auch die Linke gewinnt keinen Fußbreit. Die SPD wurde auch aus ihren kommunalpolitischen Träumen gerissen. Der Zuspruch für (SPD-)Bürgermeister Bernd Romanski färbt nicht in Form von Stimmen ab. Und: die liberale Hochburg ist und bleibt für zweistellige Ergebnisse gut.

Die Wahlbeteiligung stieg um fünf Punkte auf 72,8 Prozent. Beim letzten Urnengang 2012 war sie in Hamminkeln entsprechend zurückgegangen, wohl auch, weil die CDU ihre Anhänger nicht motivieren konnte. Der Brüner Wolfgang Hüsken wurde damals aus dem Landtag gekickt. Hinter Schermbeck liegt Hamminkeln bei der Beteiligung wieder auf Platz zwei im Wahlkreis. Hier dürfte Charlotte Quik das Wählerreservoire gehoben haben. Es zeigt sich, dass auf dem Land entschieden wird, wer den Wahlkreis holt. Bitter für Meesters: Er siegte in nur einem von 21 Stimmbezirken - im Bürgervereinsheim Mehrhoog und dort nur mit sieben Erststimmen Vorsprung. Apropos Mehrhoog: Hier haben die Rechten gepunktet, im Stimmbezirk Bonhoeffer-Schule gar mit 9,5 Prozent Zweitstimmen. Im Ortsteil haben die Extremen die hier stark verankerten Grünen überflügelt. Halbierung der Zweitstimmen auf 4,2 Prozent stadtweit und hinter der AfD (5,5) nur die fünfte Kraft - die Grünen haben Anlass zu massiver Selbstkritik. Dagegen ist liberales Selbstbewusstsein angebracht. 13 Prozent nach 8,9 Prozent Zweitstimmen in 2012 in der FDP-Hochburg Hamminkeln können sich sehen lassen.

Die CDU sattelte überall drauf - Dingden bleibt eine feste Burg, ebenso Loikum und Wertherbruch. Hamminkeln und Mehrhoog wurden zurückerobert. In Dingden-Berg herrschen geradezu bayrische Verhältnisse: 72,9 Prozent der Erststimmen für Charlotte Quik. Bei den Zweitstimmen schaffte die CDU mit einem Plus von 6,9 Prozent auf 42,9 Prozent wieder gewohnte Höhen und gab nur zwei Mehrhooger Bezirke ab. Es hat sich gelohnt, dass sich die CDU strategisch auf die Gebiete ausgerichtet hat, in denen sie viele Sympathisanten hat. Und: Die Hamminkelner wählen am liebsten eine/einen von ihnen.

(RP)
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