Interview mit Torben Greve Schermbecker steuert die Fernbus-Flotte

Wesel · Torben Greve (39) hat in Berlin Karriere gemacht als Unternehmer. Schon als Kind hatte er ein Faible für Buslinien.

 Wann immer es geht, fährt MeinFernreisebus-Chef Torben Greve mit dem Bus. Nur wenn er mit seinen Kindern nach Schermbeck fährt, nimmt er die Bahn.

Wann immer es geht, fährt MeinFernreisebus-Chef Torben Greve mit dem Bus. Nur wenn er mit seinen Kindern nach Schermbeck fährt, nimmt er die Bahn.

Foto: Privat

SCHERMBECK/BERLIN Seit 2013 machen Fernreisebusse der Bahn mit günstigen Preisen mächtig Konkurrenz. Marktführer bei den Fernbus-Reise-Anbietern ist das Berliner Unternehmen MeinFernbus. Einer der beiden Gründer kommt aus Schermbeck: Geschäftsführer Torben Greve (39). Ein Mann, der schon als Kind Feuer und Flamme für Busse war.

Wenn Sie aus Berlin zu Besuch nach Schermbeck kommen, fahren Sie dann mit dem Fernreise-Bus, der Bahn oder mit dem Auto?

Greve Wenn ich mit unseren Kindern, drei und fünf Jahre alt, an den Niederrhein komme, dann mit der Bahn. Denn nach mehr als drei Stunden im Bus werden sie meist unruhig. Klar, dass ich ansonsten immer den Bus nehme, wenn dies irgendwie möglich ist.

Sind Sie eigentlich schon als Kind gerne Bus gefahren?

Greve Ja. Und ich habe mich eigentlich schon immer für den öffentlichen Verkehr interessiert. Während andere ins Stadion gegangen sind, habe ich beobachtet, ob Busse eher voll oder eher leer sind, zu welchen Zeiten sie fahren. Von meinem Taschengeld habe ich mir Fahrpläne gekauft.

Ein exotisches Hobby. Fanden Ihre Freunde das nicht seltsam?

Greve Die kannten mich nur so. Die wollten, dass ich bei "Wetten, ...dass?" auftrete, weil ich so viele Fahrpläne auswendig konnte. Außerdem war es so, dass Eltern von Mitschülern bei mir angerufen haben, um Fahrzeiten von Bussen zu erfragen.

Und dann haben Sie nach dem Abi etwas studiert, was mit Ihrem Hobby zu tun hat?

Greve Richtig. Transportwirtschaft und Marketing in Gießen. Und während der Semesterferien habe ich dann zahlreiche Praktika gemacht. Zum Beispiel bei der Vestischen Straßenbahn in Recklinghausen, bei der Bahn, bei Unternehmensberatungen und auch in Madrid. Parallel dazu gründeten ein Studienfreund und ich eine Firma und veranstalteten Reisen für Studenten. Eine Mischung aus Kultur, Sport und Party. Dabei haben wir Busse und Hotelzimmer angemietet.

Und wie ging's nach dem Studium weiter?

Greve Ich bin im Jahr 2001 fertig geworden und war dann bei der Bahn unter anderem in der Planungsabteilung für Fernverkehrszüge. Dabei habe ich auch das Netz für neue ICE-Strecken mitgeplant.

Eigentlich doch ein sicherer Job, oder?

Greve Mir passte nicht so ganz, dass bei der Bahn immer mehr Leistungen eingekürzt wurden Deshalb habe ich Ende 2007 Abschied genommen, um im Bereich Unternehmensberatung Erfahrung zu sammeln. Zunächst als Angestellter, dann als Selbstständiger.

Und wann kam die Sache mit den Fernreisebussen?

Greve 2011, weil damals ein neues Gesetz zur Liberalisierung des Fernlinenverkehrs vorbereitet wurde, das offiziell am 1. Januar 2013 in Kraft getreten ist. Mit einer Ausnahmegenehmigung haben wir aber bereits im April 2012 die erste Linie Freiburg-München aufgebaut und dabei Erfahrung gesammelt. Denn auf dieser Strecke gab es keine Direktverbindung der Bahn.

Und wie viele Linien gibt heute?

Greve 83 Linien mit 300 Bussen, die bislang knapp sieben Millionen Fahrgäste transportiert haben. Und wir wachsen weiter, fahren auch nach Amsterdam, Prag, Wien, Zürich, Luxemburg, Straßburg und Mailand.

Wo könnte man hier am Niederrhein in einen Ihrer Busse steigen? Und: Was kostet die Fahrt mit dem Fernbus?

Greve In Duisburg, Isselburg oder Oberhausen kann man einsteigen. Eine früh gebuchte, dreieinhalbstündige Fahrt von Oberhausen nach Amsterdam kostet beispielsweise 15 Euro, nach Berlin 17 Euro. Und von Isselburg nach Hamburg kommt man ab 28 Euro. Wir haben ein flexibles Preissystem. Das bedeutet, dass wir in nachfrageschwachen Zeiten zum Teil sehr günstig sind. Auf unserer Homepage www.meinfernbus.de kann man alle Direktverbindungen sehen. Wir bieten übrigens auch Umsteigemöglichkeiten an.

Sind die Busfahrer alle bei Ihnen beschäftigt?

Greve Nein, wir arbeiten mit Partnerunternehmen zusammen, deren Fahrer wir speziell schulen und die klare Vorgaben von uns bekommen.

Und wer arbeitet am Firmensitz in Berlin?

Greve Dort sitzen zum Beispiel die Mitarbeiter des Kundenservice, die auch mit den Busfahrern telefonieren. In der Zentrale befindet sich unter anderem die Marketingabteilung, der Vertrieb und der IT-Bereich. Insgesamt haben wir 230 Mitarbeiter bei MeinFernbus. Bei uns geht es, das darf ich wohl sagen, recht locker zu. Hier ist niemand arrogant, hier herrscht ein guter Umgangston.

Welche Ziele haben Sie als Unternehmer? Wo möchten Sie beispielsweise in zehn Jahren sein?

Greve (lacht) Auf einer Insel in der Südsee. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Aber ich kann sagen: Wir sind mit 47 Prozent Marktanteil bundesweit führend. Und diese Position wollen wir ausbauen. Außerdem möchten wir unser Liniennetz erweitern in Richtung Europa. Schon jetzt fahren wir beispielsweise auf der Strecke Zürich-Mailand. Die Vision ist, dass man von überall überall hinkommt mit nur einem Umstieg.

Was braucht man Ihrer Meinung nach, um ein erfolgreicher Unternehmer zu werden, so wie Sie einer sind?

Greve Man muss schon eine klare Vision davon haben, wo man hin will. Und dann in diesem Bereich möglichst viel Erfahrung sammeln. Es gehört auch viel Energie und Durchhaltevermögen dazu.

Letzte Frage. Wie oft sind noch in der Heimat?

Greve Ich versuche eigentlich immer zu Kilian nach Hause zu kommen und zu Klassentreffen. Ich war nach dem Abitur froh, in eine größere Stadt ziehen zu können. Aber jetzt genieße ich es auch, an den Niederrhein zu kommen, wo man wirklich wundervoll radeln kann.

Vielen Dank für das Gespräch.

DIE FRAGEN STELLE RP-REDAKTEUR KLAUS NIKOLEI

(RP)
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